Redensarten Lexikon
Pfuscher
Bei etwas (bei der Arbeit) pfuschen, auch Pfuscharbeit leisten (liefern): rasch, liederlich, ohne die nötige Sorgfalt, nicht zunftgerecht arbeiten, nichts Wertbeständiges und Haltbares schaffen. Das Verb ist zuerst 1572 für Breslau bezeugt. Es gilt als Bildung zu der Interjektion ›pfu(t)sch‹, die lautmalend das Aufzischen von Raketen oder das Reißen von Zeug bei schlechter Arbeit nachahmt. Mit dem ostmitteldeutschen Anlauf ist der Ausdruck auch ins Westmitteldeutsche gewandert und am Rhein, in Lothringen und Luxemburg als ›fuschen‹ neben ›puschen‹ bezeugt. Das Wort stammt ursprünglich aus der Handwerkssprache. Besonders deutlich wird der ursprüngliche Zusammenhang bei der Redensart Jemandem ins Handwerk pfuschen mit ungeschickter (ungelernter) und oberflächlicher Arbeit in ein bestimmtes Fachgebiet eindringen, sich die gleichen Rechte wie ein zünftiger Handwerker anmaßen, ein zwar verachteter, doch gefährlicher Konkurrent sein, der durch billigere Arbeit Kunden abwirbt und den Gewinn anderer schmälert (⇨ Handwerk). Die Wendung ist heute in übertragener Bedeutung allgemein verbreitet im Sinne von stümperhaft eingreifen, sich unbefugt einmischen, auf einem Gebiete etwas zu leisten suchen, das man nicht völlig beherrscht. In dieser allgemeineren Bedeutung ist die Redensart auch häufig in der Literatur zu finden, z.B. bei Lessing, Wieland und Goethe. Wieland charakterisiert damit die Arbeiten Platos (Werke 36,242): »Plato ist immer nur halb, was er sein möchte. Wo er scharf räsonnieren sollte, macht er den Dichter; will er dichten, so pfuscht ihm der grübelnde Sofist in die Arbeit«. Auch beim versuchten Eingreifen in die Natur, die Schöpfung ist vom Pfuschen die Rede; z.B. heißt es, daß jemand Gott (der Natur) hineinpfuschen wolle oder in ihren Werken herumpfusche.
In der Gegenwartssprache besitzt der Ausdruck pfuschen noch einige Sonderbedeutungen. Der entrüstete Ausruf Das war abergepfuscht! oder Das ist (doch) Pfusch! meint, daß bei einem Spiel die Regeln nicht beachtet werden, daß betrogen wird, daß sich die Beteiligten nicht wie ehrliche Kartenspieler verhalten. Dieser Spielerausdruck ist in die Schülersprache übernommen worden in der Nebenbedeutung in der Schule unerlaubte Hilfsmittel benutzen, bei einer Arbeit, Prüfung zu täuschen versuchen.
Ein Pfuscher sein, Als Pfuscher gelten: ohne Erlaubnis oder gründliche Kenntnisse eine Arbeit ausführen, aber auch: für seine oberflächliche, schlechte Leistung bekannt sein. Der Ausdruck Pfuscher galt zur Zeit des strengen Zunftwesens als Schimpfwort und verächtliche Bezeichnung desjenigen, der heimlich, ohne die Erlaubnis des Handwerksmeisters, für sich u.a. kleinere Arbeiten verrichtete. Der zunftmäßige Meister legte Wert darauf, sich deutlich von ihm zu differenzieren und seine Rechte zu wahren. Das Ergebnis der heimlich und deshalb in Hast und Eile hergestellten Waren des Pfuschers entsprach vielfach nicht den strengen Anforderungen der Zunft, der bearbeitete Gegenstand erschien den kritischen Prüfern als verdorben, also ›verpfuscht‹. Den raschen Arbeitsvorgang, aus dem nichts Solides hervorgehen kann, veranschaulicht treffend die sprichwörtliche Feststellung: ›Pfuscher sind Huscher‹. Die alten Zunftordnungen bekämpften die Böhnhasen, Pfuscher und Stümper, zu ihnen zählten Gesellen, die heimlich etwas herstellten, aber auch die zünftigen Meister selbst, wenn sie in einem Bereich tätig waren, für den ihre Zunft nicht zuständig war, oder etwas anfertigten, was einer anderen Berufsgruppe zustand, z.B. wenn der Schmied Schlosserarbeiten durchführte. Dieser Übergriff in andere Erwerbszweige wurde nicht geduldet, vor allem wegen der materiellen Interessen der Zunftmitglieder. Die negative Einstellung zum Pfuscher spiegelt auch das Sprichwort, z.B. heißt es in Luzern: ›Der Pfuscher hed Brod und der Meister hed Noth‹. Ein wichtiger Grund für die Verfolgung der Pfuscher war jedoch auch die Wahrung der Handwerksehre und des Ansehens der Zunft, die darüber wachte, daß ihre Mitglieder sorgfältige Arbeit verrichteten, die überall hochgeschätzt wurde.
›Ein Kurpfuscher sein‹ ⇨ Kurpfuscher.
• R. WISSELL: Des alten Handwerks Recht und Gewohnheit (Berlin 1929), S. 337-338; Kluge- Götze, S. 563; KupperI, S. 248; L. RÖHRICH und G. MEINEL: Redensarten aus dem Bereich von Handwerk und Gewerbe, in: Alemannisches Jahrbuch (Bühl/Baden 1973).
In der Gegenwartssprache besitzt der Ausdruck pfuschen noch einige Sonderbedeutungen. Der entrüstete Ausruf Das war abergepfuscht! oder Das ist (doch) Pfusch! meint, daß bei einem Spiel die Regeln nicht beachtet werden, daß betrogen wird, daß sich die Beteiligten nicht wie ehrliche Kartenspieler verhalten. Dieser Spielerausdruck ist in die Schülersprache übernommen worden in der Nebenbedeutung in der Schule unerlaubte Hilfsmittel benutzen, bei einer Arbeit, Prüfung zu täuschen versuchen.
Ein Pfuscher sein, Als Pfuscher gelten: ohne Erlaubnis oder gründliche Kenntnisse eine Arbeit ausführen, aber auch: für seine oberflächliche, schlechte Leistung bekannt sein. Der Ausdruck Pfuscher galt zur Zeit des strengen Zunftwesens als Schimpfwort und verächtliche Bezeichnung desjenigen, der heimlich, ohne die Erlaubnis des Handwerksmeisters, für sich u.a. kleinere Arbeiten verrichtete. Der zunftmäßige Meister legte Wert darauf, sich deutlich von ihm zu differenzieren und seine Rechte zu wahren. Das Ergebnis der heimlich und deshalb in Hast und Eile hergestellten Waren des Pfuschers entsprach vielfach nicht den strengen Anforderungen der Zunft, der bearbeitete Gegenstand erschien den kritischen Prüfern als verdorben, also ›verpfuscht‹. Den raschen Arbeitsvorgang, aus dem nichts Solides hervorgehen kann, veranschaulicht treffend die sprichwörtliche Feststellung: ›Pfuscher sind Huscher‹. Die alten Zunftordnungen bekämpften die Böhnhasen, Pfuscher und Stümper, zu ihnen zählten Gesellen, die heimlich etwas herstellten, aber auch die zünftigen Meister selbst, wenn sie in einem Bereich tätig waren, für den ihre Zunft nicht zuständig war, oder etwas anfertigten, was einer anderen Berufsgruppe zustand, z.B. wenn der Schmied Schlosserarbeiten durchführte. Dieser Übergriff in andere Erwerbszweige wurde nicht geduldet, vor allem wegen der materiellen Interessen der Zunftmitglieder. Die negative Einstellung zum Pfuscher spiegelt auch das Sprichwort, z.B. heißt es in Luzern: ›Der Pfuscher hed Brod und der Meister hed Noth‹. Ein wichtiger Grund für die Verfolgung der Pfuscher war jedoch auch die Wahrung der Handwerksehre und des Ansehens der Zunft, die darüber wachte, daß ihre Mitglieder sorgfältige Arbeit verrichteten, die überall hochgeschätzt wurde.
›Ein Kurpfuscher sein‹ ⇨ Kurpfuscher.
• R. WISSELL: Des alten Handwerks Recht und Gewohnheit (Berlin 1929), S. 337-338; Kluge- Götze, S. 563; KupperI, S. 248; L. RÖHRICH und G. MEINEL: Redensarten aus dem Bereich von Handwerk und Gewerbe, in: Alemannisches Jahrbuch (Bühl/Baden 1973).