Redensarten Lexikon
Pflug
dient bildlich zur Bezeichnung jeder Arbeit, so in der Wendung Die Hand an den Pflug legen: eine Arbeit aufnehmen; so z.B. Lk 9,62: »Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt zum Reich Gottes«; auch schon in Sebastian Brants ›Narrenschiff‹ (84,1): »vil legen ir hant an den pflug«; vgl. französisch ›mettre la main à la charrue‹; Mit jemandem an einem Pfluge ziehen: die gleiche Arbeit tun, das gleiche Interesse haben; Die Feder ist sein Pflug: er verdient sein Brot mit Schreiben; so schon mittelhochdeutsch bei Wolfram von Eschenbach im ›Parzival‹ (544,1 5): »Von anders nihtiu gienc sîn phluoc« = von nichts anderem gewann er seinen Lebensunterhalt; und um 1400 im ›Ackermann aus Böhmen‹ (Kapitel 3): »Von vogelwât (Vogelkleid, d.i. Schreibfeder) ist mein pflug«.    Eine Umschreibung für Stand und Beruf ist die Wendung ›Wagen und Pflug‹. Auch Grimmelshausen gebraucht ›Pflug‹ im Sinne von Beruf: »Du sollst nicht mehr verzehren, als dein Pflug mag ernähren«. Hans Sachs verwendet dieses Sprichwort in einem Vierzeiler bzw. Fünfzeiler:

   Ein iegliches nach seinem standt
   Halt innen beide, mundt und handt
   Das er nit mehr hie tu verzeren
   Dan im sein pflug mag erneren
   Nach der alten spruchsag.

Im ›Meier Heimbrecht‹ von Wernher dem Gartenaere wird der an den Hof strebende Sohn vom Vater gewarnt und in seine Standesgrenzen gewiesen (V. 91): »dîn ordenunge ist der phluoc«.
   In einer Handschrift des ehemaligen Breslauer Stadtarchives vom Jahre 1571 sagt einer vor Gericht aus, daß »das Spiel sein Pflug und Eiden (Egge)« sei.
   Mecklenburgisch sagt man: ›Da wert de Plog den Sten wol finden‹, der Aufwand wird seine Grenzen finden; elsässisch ›Er geht de Müng hünten‹, er wird wohl bald sterben.
   ›Mein pflueg get uneben‹ gebraucht Oswald von Wolkenstein (Ausg. v. Schatz 1904,104,10) in der Bedeutung: es geht mir schlecht.
   Das ›Pflugziehen‹ ist ein heute ausgestorbener Brauch. Ledige Mädchen mußten in der Fastnachtszeit einen Pflug durch die Ortschaft ziehen. Das erste Zeugnis davon steht in dem Rechnungsbuch des Sigismund des Münzreichen, Herzog von Tirol (1460): »Frauen der Vorstadt von Innsbruck, die am Aschermittwoch einen Baumstamm durch die Straßen gezogen« hatten, bekamen »zwei rheinische Gulden« (H. Moser, S. 184). In einem vor 1494 verfaßten Fastnachtspiel ›Die Egen‹ heißt es:
   Was heur von meiden ist überblieben und verlegen,
   Die sein gespant in den Pflug und in die Egen.
   Das sie drinnen ziehen mußen
   Und darinnen offentlich bueßen,
   Das sie sein kumen zu iren tagen,
   Fut, ars, tutten vergebens tragen.
   (H. Moser, S. 186).

1532 schrieb Hans Sachs den Schwank ›Die Hausmaid im Pflug‹.

• M. LENSCHAU: Grimmelshausens Sprichwörter und Redensarten (Frankfurt/M. 1924); HECKSCHER: Artikel ›Pflugziehen‹, in: Handbuch des Aberglaubens VII, Spalte 6-9; H.J. ENDEPOLS: Een konter als breekijzer, in: De Nieuwe Taalgids 34 (1940), S. 173-174; J. BERGMANN: Der Pflug im Sprichwort, in: Unser Egerland, 8, S. 25ff.; H. KOREN: Pflug und Arl. Ein Beitrag zur Volkskunde der Ackergeräte. Veröffentlichung des Instituts für Volkskunde Salzburg, Band 3 (Salzburg 1950); K.M. KLIER: Das Blochziehen: ein Faschingsbrauch von der Südostgrenze Österreichs (Burgenländische Forschungen, H. 22) (Eisenstadt 1953); H. MOSER: Städtische Fastnacht des Mittelalters in: Volksleben 18 (1967), S. 184-202.}

Pflugziehen. Flugblatt-Illustration zu ›Hie werde im Pflug getrieben, die Maydt vor Faßnacht sindt vberblieben‹ (Aschermittwoch in Regensburg).
   Aus: Die Welt des Hans Sachs. 400 Holzschnitte des 16. Jahrhunderts, herausgegeben von den Stadtgeschichtlichen Museen, Nürnberg 1976, Kat. 10, S. 148, Kat. Nr. 130.
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