Redensarten Lexikon
Pfaffe. Pfarrer
›Pfaffe‹ (lateinisch Papa; vgl. Pope) war ursprünglich der Ehrenname jedes Geistlichen (›Pfaffe Lambrecht‹, ›Pfaffe Amis‹ usw.). Erst seit dem ausgehenden Mittelalter und der Reformationszeit bekommt ›Pfaffe‹ einen negativen Beigeschmack: ›Pfaffengezänk‹, ›Pfaffenschwank‹ usw.    In vielen Sprichwörtern wird der Pfaffe verhöhnt als selbstsüchtiger und gieriger Mensch. »Er rafft zusammen, was er kriegen kann, preist deswegen sein Heiligthum als besonders segensvoll und gibt sowenig wie der Wolf wieder heraus, was er hat: ›Pfaffen‹ segnen sich zuerst« (Fr. Seiler, S. 342). Nach den Zeugnissen der Goethezeit ist der Pfarrer im Ansehen tief gesunken, zum Teil hat hier Lessings Kampf gegen Pastor Goeze nachhaltig gewirkt. Wagner sagt in der ersten Studierzimmerszene im Faust I: »Ich hab' es öfters rühmen hören: ein Komödiant könnt einen Pfarrer lehren«.
   Das schwäbische Sprichwort ›In jedem Pfäffle steckt a Päpstle‹ kritisiert die überhebliche und rechthaberische Art eines Menschen allgemein. Die Schwankliteratur besonders hat das Pfaffentum hart kritisiert; zum Teil lag die Feindseligkeit gegenüber dem Pfarrer in dessen Privilegien begründet: er war von Abgaben und Diensten befreit.
• P. DREWS: Der evangelische Geistliche (Leipzig 1905); H. WERDERMANN: Der evangelische Pfarrer in Geschichte und Gegenwart (Leipzig 1925); J.H. V.: De duiven van de paster van Lombartsijde, in: Biekorf 59 (1958), S. 126; G. LAUKENS: Als de pastoor (van Wenduine) zijn duiven loslaat, in: Biekorf 59 (1958), S. 146; G. HOLTZ: Artikel ›Pfarrer‹, in: Religion in Geschichte und Gegenwart V (31961), Spalte 273-280.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Pfaffe. Pfarrer