Redensarten Lexikon
Pelz
wird ähnlich wie Fell und Pelle gern für die menschliche Haut gebraucht: Sich die Sonne auf den Pelz scheinen lassen: sich sonnen (19. Jahrhundert); Einem auf den Pelz kommen (oder rücken): dringlich mit einer Angelegenheit an ihn herantreten, jemanden bedrängen; Jemandem eins auf den Pelz geben: ihn prügeln; Jemandem eins auf den Pelz brennen: auf ihn schießen, der Jägersprache entlehnt; aber auch bildlich auf den Menschen übertragen: Einem auf den Pelz schießen: seine Fehler und schwachen Seiten angreifen. Abraham a sancta Clara berichtet eine Anekdote (›Abrahamisches Bescheidessen‹ 282): »Ein Fürst sagte zu seinem Hofprediger, der durch Gleichnisse die Fehler und Laster desselben gerügt hatte, über Tische: ›Ihr habt mich heut' ziemlich auf den Pelz geschossen, Herr Hofprediger‹; worauf dieser erwiderte: ›Das thut mir leid, ich hatte aufs Herz gezielt‹.« Einem den Pelz waschen: ihm derb zusetzen (schon um 1500 bei dem Prediger Geiler von Kaysersberg). In Thomas Murners ›Schelmenzunft‹ findet sich die Sentenz:
   Ye me man wescht ein beltz fürwar,
   Ye mer vnd mer bschyst er das har

›Wasch mir den Pelz, aber mach ihn mir nicht naß‹
sagt man, wenn man bei Tadel doch sanft behandelt werden möchte oder wenn jemand ein Vorhaben ankündigt, aber viel zu schwache Mittel anwendet.
   Vgl. dazu die 30. Historie des Eulenspiegelvolksbuches, wo Eulenspiegel in Thüringen den leichtgläubigen Frauen die Pelze neu waschen wollte: Von seiner neuen Wirtin nach seinem Handwerk befragt, antwortet Eulenspiegel: »Ich bin kein Handwerksgesell, sondern ich pflege die Wahrheit zu sagen ...«, was er auch sogleich tut, indem er die schielende Wirtin zweimal mit ›schielende Frau‹ anredet. Die Frau ist darüber entsetzt: »Ach, daß dir nimmer Gutes geschehe. All mein Lebtag hat mir niemand vorgeworfen, daß ich schiele.« Doch als Eulenspiegel ihr von seiner Fähigkeit erzählt, alte Pelze neu waschen zu können, vertraut sie (und etliche andere Frauen) ihm alte Pelze an, die er in warmer Milch kocht; während die Frauen im Wald junges Lindenholz auf Eulenspiegels Geheiß suchen, macht er sich auf und davon. (H. Bote: Till Eulenspiegel [Frankfurt/M. 1978], S. 92-94).
   Einem eine Laus in den Pelz setzen Laus; Einem den Pelz lausen: einen heimsuchen; die Redensart spielt eine Rolle in der 30. Historie des Eulenspiegelvolksbuches, wo Eulenspiegel den Frauen ›die Pelze waschen‹ will; wie häufig in den Eulenspiegelschwänken gibt es dabei eine Verknüpfung von Metapher und wörtlicher Auslegung. Der Pelz ist ihm zu enge: er ängstigt sich, hat Furcht vor Strafe; literarisch schon bei A. Gryphius (›Geliebte Dornrose‹): »O wie enge war mir der Pelz!«
   Man hat etwas zu Freiburg im faulen Pelz erlernt: man hat etwas im Wirtshaus ›gelernt‹. »So z.B. sagte man, daß Murner seine Kunst zu Freiburg im faulen Pelz erschnappt habe, d.h. in einer Kneipe; wie denn auch heutzutage noch in Heidelberg eine Brauerei zum faulen Pelze ist, wo man allerlei profane Kunst erlernen mag« (Eiselein, Sprichwörter und Sinnreden der Deutschen, S. 182).
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