Redensarten Lexikon
Papier
Etwas zu Papier bringen: etwas niederschreiben, ein Protokoll führen, einen Vertrag, ein Testament aufsetzen, aber auch: einen Brief, ein Gedicht, einen Aufsatz, ein Manuskript vollenden und sich mit der entsprechenden Formulierung besonders abmühen. Dagegen: Etwas aufs Papier werfen: etwas schnell zeichnen, nur flüchtig skizzieren, seinen Eindruck, einen Sachverhalt schriftlich festhalten, sich Notizen machen. Papier ist geduldig (und errötet nicht) heißt es beruhigend: man kann dem Papier alles anvertrauen, selbst das, was man sich auszusprechen scheuen würde, aber auch: es wird viel geschrieben, was nicht stimmt, ⇨ lügen. Ähnlich heißt es schon in Ciceros Briefen, ›Ad familiares‹ (V,12,1): »Epistola non erubescit« (Ein Brief errötet nicht).
Nur auf dem Papier stehen: nur in der Planung existieren, ein Vorhaben sein, das zwar schriftlich fixiert ist, von dem aber anzunehmen ist, daß es nie in die Realität umgesetzt wird (werden kann), auch: Maßnahmen ankündigen, die keinerlei Wirkung zeigen.
Das Papier nicht wert sein, auf dem etwas steht: hinfällig, völlig sinnlos sein, Makulatur werden.
Seine Papiere bekommen (kriegen): entlassen werden; dagegen: Seine Papiere einreichen: sich mit allen erforderlichen Unterlagen bewerben.
Papieren sein: dem Ausdruck nach der gehobenen, oft geschraubten Schriftsprache zugehören, dem Stil nach dem Deutsch alter Chroniken entsprechen, Natürlichkeit und Lebendigkeit der Sprache vermissen lassen.
Ein Papierheiliger sein: ein Heiliger, den es so nie gegeben hat. Durch die Kombination verschiedener Legendenversionen und der Lebensgeschichten von Personen gleichen Namens entstanden durch das Schrifttum neue Heilige, die verehrt wurden, obwohl ihre Vita Züge enthält, die von anderen Heiligen auf sie übertragen wurden. Gute Beispiele für solche ›Papierheilige‹ sind Felix, Fidelis oder auch Valentin, u.a., so daß sogar von einem ganzen »Chor der Heiligen auf dem Papier« gesprochen werden kann.
Einen (unnötigen) Papierkrieg betreiben (führen): viele Formulare, Gesuche, Verfügungen für nötig erachten, ausgedehnten Briefwechsel führen, bürokratische Maßnahmen verlangen, die unsinnig, langwierig und zwecklos erscheinen, wie z.B. das Ausfüllen von ausführlichen Fragebögen und das wiederholte Vorlegen von immer anderen Bescheinigungen.
Ein Papiertiger (-drache) sein: nur den Anschein erwecken wollen, besonders gefährlich zu sein, eine Abschreckung, Verunsicherung versuchen, sich jedoch als völlig harmlos erweisen (vgl. ›Gummilöwe‹), ⇨ Drache.
Etwas auf dem Papierwege verbreiten, auch: Auf dem Papierwege kommen, Anordnungen, wichtige Hinweise, Akten, Nachrichten zusenden oder in den Umlauf geben.
• CHR. PZESKE: Das ABC des Luxuspapiers. Herstellung, Verarbeitung und Gebrauch 186 0-1930. Unter Mitarbeit von K. Vanja u.a. (Berlin 1983); G. BAYERL und K PICHOL: Papier. Produkt aus Lumpen, Holz und Wasser (rororo Sachbuch 7727), Deutsches Museum (Reinbek bei Hamburg 1986); H. KÜHN und L. MICHEL: Papier. Katalog der Ausstellung. Deutsches Museum (München 1986); K. KUNZE: Papierheilige. Zum Verhältnis von Heiligenkult und Legendenüberlieferung um 1400, in: Jahrbuch des Oswald von Wolkenstein Gesellschaft, hg. von H.-D. Mück und U. Müller, Band 4 (1986/87),S. 53 -65.}
Papiertiger. Karikatur von Haitzinger, vom 3.II.84. Aus: Badische Zeitung, vom 4./5.II.1984.
Etwas zu Papier bringen: etwas niederschreiben, ein Protokoll führen, einen Vertrag, ein Testament aufsetzen, aber auch: einen Brief, ein Gedicht, einen Aufsatz, ein Manuskript vollenden und sich mit der entsprechenden Formulierung besonders abmühen. Dagegen: Etwas aufs Papier werfen: etwas schnell zeichnen, nur flüchtig skizzieren, seinen Eindruck, einen Sachverhalt schriftlich festhalten, sich Notizen machen. Papier ist geduldig (und errötet nicht) heißt es beruhigend: man kann dem Papier alles anvertrauen, selbst das, was man sich auszusprechen scheuen würde, aber auch: es wird viel geschrieben, was nicht stimmt, ⇨ lügen. Ähnlich heißt es schon in Ciceros Briefen, ›Ad familiares‹ (V,12,1): »Epistola non erubescit« (Ein Brief errötet nicht).
Nur auf dem Papier stehen: nur in der Planung existieren, ein Vorhaben sein, das zwar schriftlich fixiert ist, von dem aber anzunehmen ist, daß es nie in die Realität umgesetzt wird (werden kann), auch: Maßnahmen ankündigen, die keinerlei Wirkung zeigen.
Das Papier nicht wert sein, auf dem etwas steht: hinfällig, völlig sinnlos sein, Makulatur werden.
Seine Papiere bekommen (kriegen): entlassen werden; dagegen: Seine Papiere einreichen: sich mit allen erforderlichen Unterlagen bewerben.
Papieren sein: dem Ausdruck nach der gehobenen, oft geschraubten Schriftsprache zugehören, dem Stil nach dem Deutsch alter Chroniken entsprechen, Natürlichkeit und Lebendigkeit der Sprache vermissen lassen.
Ein Papierheiliger sein: ein Heiliger, den es so nie gegeben hat. Durch die Kombination verschiedener Legendenversionen und der Lebensgeschichten von Personen gleichen Namens entstanden durch das Schrifttum neue Heilige, die verehrt wurden, obwohl ihre Vita Züge enthält, die von anderen Heiligen auf sie übertragen wurden. Gute Beispiele für solche ›Papierheilige‹ sind Felix, Fidelis oder auch Valentin, u.a., so daß sogar von einem ganzen »Chor der Heiligen auf dem Papier« gesprochen werden kann.
Einen (unnötigen) Papierkrieg betreiben (führen): viele Formulare, Gesuche, Verfügungen für nötig erachten, ausgedehnten Briefwechsel führen, bürokratische Maßnahmen verlangen, die unsinnig, langwierig und zwecklos erscheinen, wie z.B. das Ausfüllen von ausführlichen Fragebögen und das wiederholte Vorlegen von immer anderen Bescheinigungen.
Ein Papiertiger (-drache) sein: nur den Anschein erwecken wollen, besonders gefährlich zu sein, eine Abschreckung, Verunsicherung versuchen, sich jedoch als völlig harmlos erweisen (vgl. ›Gummilöwe‹), ⇨ Drache.
Etwas auf dem Papierwege verbreiten, auch: Auf dem Papierwege kommen, Anordnungen, wichtige Hinweise, Akten, Nachrichten zusenden oder in den Umlauf geben.
• CHR. PZESKE: Das ABC des Luxuspapiers. Herstellung, Verarbeitung und Gebrauch 186 0-1930. Unter Mitarbeit von K. Vanja u.a. (Berlin 1983); G. BAYERL und K PICHOL: Papier. Produkt aus Lumpen, Holz und Wasser (rororo Sachbuch 7727), Deutsches Museum (Reinbek bei Hamburg 1986); H. KÜHN und L. MICHEL: Papier. Katalog der Ausstellung. Deutsches Museum (München 1986); K. KUNZE: Papierheilige. Zum Verhältnis von Heiligenkult und Legendenüberlieferung um 1400, in: Jahrbuch des Oswald von Wolkenstein Gesellschaft, hg. von H.-D. Mück und U. Müller, Band 4 (1986/87),S. 53 -65.}
Papiertiger. Karikatur von Haitzinger, vom 3.II.84. Aus: Badische Zeitung, vom 4./5.II.1984.