Redensarten Lexikon
Pantoffel
Unter dem Pantoffel stehen, Ein Pantoffelheld sein, Unter den Pantoffel kommen, Jemanden unter den Pantoffel bringen, Den Pantoffel schwingen: Diese Redensarten bezeichnen die Abhängigkeit des Ehemanns von seiner herrschsüchtigen Ehefrau.    Pantoffeln sind ein häusliches Kleidungsstück; man trägt sie bequemlichkeitshalber zu Hause. Deshalb gilt der Pantoffel als ein Zeichen der Hausfrau und ist vorzugsweise auch ein weibliches Kleidungsstück. Die Frau hat den Pantoffel wohl auch des öfteren als Waffe benutzt (zumal eine Frau sonst keine Waffen trug) wie später das Nudelholz. Wenn es sich um einen Holzpantoffel handelte, wie das die niederländische Malerei gelegentlich darstellt, war das auch eine Schmerzen verursachende Waffe. So gilt der Pantoffel als Symbol der Frauenherrschaft.
   Daß eine Frau ihren Mann schlug, galt als Inbegriff einer männlichen Unterlassungssünde, weil dieses Recht innerhalb der Ehe nur einem Mann zustand. Das hängt mit dem traditionellen Geschlechterrollen- Verständnis zusammen (wie beim Streit um die Hose). Es gab zahlreiche Ehrenstrafen für den ›Pantoffelhelden‹ (wie Dachabdecken, Charivari).
   Nach älterer, gelehrter Deutung (seit Grimm) sollen die Redensarten von dem Brauch stammen, daß der Sieger dem Besiegten zum Ausdruck völliger Niederwerfung den beschuhten Fuß auf den Nacken setzte. Bei der Eheschließung wurde dieser Brauch in der Form nachgeahmt, daß es für jeden der beiden Gatten galt, dem anderen womöglich zuerst auf den Fuß zu treten; welchem Teil das gelang, dem, so glaubte man, sei die Herrschaft in der Ehe zeit seines Lebens gesichert. Man pflegt in diesem Zusammenhang auf die Dichtung ›Meier Helmbrecht‹ von Wernher dem Gartenaere (um 1270) zu verweisen, wo es am Schluß einer Trauung heißt (V. 1534):

   si sungen alle an der stat,
   uf den fuoz er ir trat.

Der in der älteren Literatur und auch sonst bezeugte Rechtsbrauch des Besitzergreifens durch das Treten auf den Fuß gilt vielfach bis in die Gegenwart. 1865 wird aus dem gleichen Innviertel, aus dem die Dichtung vom ›Meier Helmbrecht‹ stammt, berichtet: »Es ist hier noch jetzt eine allgemeine Unsitte, daß die am Altar stehenden Brautleute, sowie der Priester den ehelichen Bund eingesegnet hat, einander auf den Fuß oder ein Kleidungsstück zu treten suchen. Sie verbinden damit die abergläubische Meinung, daß der zuerst getretene Teil zeitlebens unter dem Pantoffel stehen werde«. Hier ist dann auch an die zweite Strophe des Volksliedes ›Wenn alle Brünnlein fließen‹ zu denken
(E.B. II, 247ff., Nr.429):

   Ja winken mit den Äugelein
   Und treten auf den Fuß:
   's ist eine in der Stube drin,
   Die meine werden muß.

Diese Deutung der Redensart ›unter dem Pantoffel stehen‹ und der von dieser abgeleiteten übrigen Redewendungen ist weit verbreitet. Sie setzt jedoch nicht nur ein hohes Maß an Abstraktion für ihre Entstehung voraus, sondern gibt auch keine unmittelbare Erklärung für den Begriff des ›Pantoffelhelden‹, der mit der Redensart in Zusammenhang steht. Eine neue Erklärung versucht D.R. Moser (›Schwänke um Pantoffelhelden‹) aus folgendem Sachverhalt abzuleiten:
   An den Stadttoren der meisten deutschen Städte hing seit dem Mittelalter, zum Teil bis in das 19. Jahrhundert hinein, eine Keule als sichtbares Zeichen der Gerichtsbarkeit. Belege dafür sind aus Wien, Müncheberg, Jüterbog, Woldenberg, Sternberg, Treuenbrietzen, Krossen, Königswusterhausen, Guben, Wendisch, Buchholtz, Stargard, Sorau und Frankfurt a.d.O. bekannt. Als der Sinn dieser Keule im Bewußtsein der städtischen Bevölkerung unklar geworden war, fing man an, eine Erklärung für den merkwürdigen Gegenstand zu suchen, und fand sie in einem alten Schwankmotiv. Man sagte, es sei ein Schinken, ein Pachen, als Preis für den Mann ausgesetzt, der sagen könne, daß er der Herr in seinem Haus sei und von seiner Ehefrau nicht beherrscht werde. So erzählt man sich heute noch in Wien die Sage vom Schinken am Rotenturm-Tor, einem der vielen Stadttore, das Ende des 18. Jahrhunderts abgerissen wurde. An diesem Tor hingen nach dem Zeugnis Jacob Sturms (1659) »die Nachbildung eines Schinkens« und zwei Tafeln mit Inschriften. Die erste lautete:

   Befind sich irgendhir ein Mann,
   Der mit der Wahrheit sprechen kann:
   Daß ihm sein Heirat nicht geräen (= gereue),
   Und fürcht sich nicht für seiner ehrlichen (= ehelichen) Frauen,
   Der mag diesen Pachen herunder hauen.

Die andere fuhr fort:

   Welche Frau ihren Mann oft reuft und schlägt,
   Und ihm mit solcher kalten Laugen zweckt,
   Der soll den Pachen lassen henckhen.
   Ihr ist ein ander Kirchtag zu schencken.

Hieran knüpft sich nun die Erzählung, daß mehr als hundert Jahre vorübergehen mußten, ehe es ein Mann wagte, seine Ansprüche auf den Schinken geltend zu machen. Wie diesem aber eine Leiter an das Stadttor gelehnt wurde, damit er sich die Trophäe herabholen könnte, trat er ängstlich zurück, um seine Kleidung nicht zu verderben. Unter dem Gelächter der Zuschauer mußte er wieder abziehen.
   Die Erzählung, daß sich erst nach hundert Jahren ein Mann als der Held angegeben habe, der nicht von seiner Frau beherrscht werde, dann aber beschämt abziehen mußte, gehört zu dem Schwanktyp ›Search for Husband in command‹ (Aarne-Thompson 1366 A*). Er findet sich in drei Ausprägungen, von denen mindestens eine in jeder der bekannten Schwank- und Facetiae-Sammlungen vertreten ist. Die erste Version ist die vom Schinken am Stadttor, die zweite, eine Übertragung eines orientalischen Schwankes, lautet so:
   Ein großer Bauer, dem es eines Tages zuviel wird, immer von seiner Frau beherrscht zu werden, schickt seinen Knecht mit hundert Hühnern und zwei Pferden auf die Suche nach dem Mann, der zu Hause das Regiment führt. Dort, wo die Frau alles bestimmt, soll er ein Huhn hingeben, ein Pferd aber da, wo der Mann Herr im Haus ist. Der Knecht fährt von Dorf zu Dorf, findet jedoch überall nur herrschsüchtige Frauen. Schließlich kommt er mit den beiden Pferden und dem letzten ihm verbliebenen Huhn zu einem Wirt, der vorgibt, Herr in seinem Haus zu sein. Als dieser sich nun eines der Pferde auswählen soll, redet ihm seine Frau dazwischen, und so geht er des Preises verlustig. Diese Fassung ist auch auf einem Bilderbogen des 17.
Jahrhunderts überliefert; sie war offenbar sehr verbreitet.
   Die dritte und letzte, in mehr als zwei Dutzend Aufzeichnungen überlieferte Fassung führt zur Deutung der in Frage stehenden Redensarten In ihr geht es um die Stiefel, die als Preis für den Herrn im Haus ausgesetzt werden (vgl. z.B. Joh. Pauli, Schimpf und Ernst,1545, Bl. 24a, Nr. 753). Hier heißt es, daß die Stiefel lange vergeblich feilgeboten werden, bis schließlich ein Mann kommt, der seine Frau nicht zu fürchten meint, und den Preis für sich fordert. Als er aber die Stiefel einstecken soll, fürchtet er sich, seine Kleidung zu beschmutzen, und erweist damit die Unglaubwürdigkeit seines Heldentums. Er erhält die Stiefel nicht.
   Die Ähnlichkeit dieses Motivs mit dem als Preis ausgesetzten ›Schinken‹ am Stadttor ließ beide Schwänke miteinander verschmelzen. In Julius Wilhelm Zincgrefs und Joh. Leonh. Weidners ›Deutschen Apophthegmata‹, Amsterdam 1653 (III, S. 317c), wird gesagt, daß die Stiefel neben »der seiten Speck« am Stadttor als Preis für den Helden hängen, der von seiner Frau nicht beherrscht wird:
   »Einmal ward gefragt, welches die ältiste Monarchia oder Regierung were. Nach vielen reden sagt ein lustige Fraw: Der Weiber Regiment. Dann die hat ihren anfang im Paradeiß bekommen, da Eva gesagt Adam, dahero biß auff diese stund der Mann aus Holland mit den sechs Kutschpferden herumb fehrt, vnd nirgend ein Mann finden kan, der in seinem Hauß Meister, dem er dieselbige verehren möchte, wiewol er etliche grosse Schiff mit Eyern geladen, von deren er jedem ein par gibt, der nicht absolut Meister in seinem Hauß, ausgeladen, vnd die Eyer verschluckt, vnd bleiben die Stiffel mit der seiten Speck zu N. vor der Pfordten noch hangen, weil niemand zu finden, der mit guten gewissen sagen könte, daß er Meister in seinem Hauß«. Der ›Pantoffelheld‹ war also jener Angeber, der sich am Stadttor um die neben der Keule hängenden Stiefel bewarb, der sich als Held antrug, obwohl er in Wahrheit von seiner Frau beherrscht wurde. Moser folgert nun daraus, daß dieser Mann ›unter den Stiefeln‹ oder, mit einem nach 1500 eingebürgerten Modewort ›unter den Pantoffeln‹, jenen Fußbekleidungsstücken aus Kork (vgl. griechisch pantopellos), die heute noch als Symbol der Frauenherrschaft gelten, gestanden habe, geht also von dem realen Vorgang aus. Er verweist auf die französische umgangssprachliche Bezeichnung ›pantouflard‹ und das englische Wort ›hen-pecked husband‹ für den Pantoffelhelden, das sich offenbar auf die 2. Version des Schwankes bezieht.
   Die Gleichsetzung von Stiefeln und Pantoffeln, die Moser im Zusammenhang mit dem dargestellten Schwankmotiv von den Stiefeln am Stadttor vornimmt, um damit die Entstehung der Redensart zu erklären, ist aus mehreren Gründen nicht ganz überzeugend, vor allem werden ›Pantoffeln‹ in keinem seiner Belege genannt. Bei einem Vergleich der Schwankvarianten wird deutlich, daß der ausgesetzte Preis für den Helden, der sich nicht von seiner Frau beherrschen läßt, als Siegestrophäe gedacht ist. Stiefel oder Pferd gehören zur Ausrüstung des Mannes und sind daher als symbole echter Kraft und Männlichkeit zu verstehen. Wären nun Stiefel und Pantoffeln austauschbare Ausdrücke, würde der Schwank seines Hauptmotives beraubt. Der unterjochte Ehemann erhält nämlich gerade wegen seines feigen und weibischen Verhaltens ein Huhn oder Eier, d.h. solche Dinge, die normalerweise der Hausfrau unterstehen. Das Geschenk, das ihm zuteil wird, ist daher das sichtbare Zeichen für den Rollentausch der Geschlechter, der verächtlich gemacht und verspottet werden soll. Pantoffeln statt der Stiefel am Stadttor, die als Lohn ausgesetzt waren, sind in diesem Zusammenhang undenkbar, denn sie bedeuten ja gerade das Gegenteil. Bereits 1494 wurden sie von Sebastian Brant im ›Narrenschiff‹ (4,18) als Modetorheit des aufgeputzten weibischen Mannes u.a. verspottet. Nach 1500 verschwanden sie wieder aus der Männertracht und wurden zu einem Charakteristikum der modischen Frauenkleidung.
   Weiterhin ist zu beachten, daß bei allen in Frage kommenden Redensarten der Pantoffel nur im Singular benutzt wird, so daß auch von diesem sprachlichen Befund her eine Ableitung von dem Schwank kaum möglich erscheint, in dem es um ein Paar Stiefel geht. Vermutlich beruhen diese Redensarten daher nur auf dem auch sonst üblichen Sprachgebrauch, ein wichtiges und kennzeichnendes Kleidungsstück mit seinem Träger gleichzusetzen. Ähnlich wie die Schürze galt der Pantoffel pars pro toto als Bezeichnung der weiblichen Person. Die Ausdrücke ›Schürzenjäger‹ und ›Pantoffelheld‹ sind deshalb ihrer Bildung nach durchaus vergleichbar, außerdem sind beide ironisch scherzhaft gemeint.
   Der Pantoffel spielt auch in manchen Volksbräuchen eine Rolle (Pantoffelbälle, Pantoffelwerfen als Heiratsorakel und Pantoffelverstecken im Hochzeitsbrauch).
   Darüber hinaus erhielt der Pantoffel wie Schuh und Strumpf spezifisch erotische Bedeutung und diente zur verhüllenden Bezeichnung der weiblichen Genitalien. Aigremont (Fuß- und Schuhsymbolik und -Erotik) verweist zur Erklärung auf alte Volksrätsel und -lieder: diese Fußbekleidungen haben eine Öffnung für den Fuß, die oft mit Pelz umsäumt ist. Das Hineinstecken des Fußes in seine Bekleidung erinnert an den Geschlechtsakt. Um erotische Anspielungen handelt es sich auch in dem bekannten Lied ›Zu Lauterbach‹ (E.B. Nr. 1009) und in dem ›Pantoffellied‹ (E.B. 120d), das eine Umbildung des Liedes von dem verlorenen Schuh ist. In seiner 6. Strophe, die den Verlust der Jungfräulichkeit umschreibt, heißt es:

   Es hat ein schwarzbraun Mägdelein
   Pantöffelein verlorn,
   Sie kanns nicht wiederum finden.

Vgl. auch das Wunderhornlied vom ›Straßburger Mädchen‹, in dem es heißt:

   Bald hat das schwarzbraun Mädelein
   Verloren ihr Pantöffelein,
   Sie kanns nicht wiederfinden.
   Sie suchet hin, sie suchet her,
   Verliere nicht den andern mehr,
   noch unter dieser Linde!

Die Beschäftigung des Handwerkers mit dem Schuh oder dem Pantoffel und die entsprechende Berufsbezeichnung wird im erotischen Lied gern verwendet, wobei mit der Zweideutigkeit bewußt gespielt wird. Der ›Pantoffelflicker‹ als Bezeichnung des Liebhabers ist dem ›Pfannenflicker‹ durchaus vergleichbar. Literarisch ist dieser Ausdruck sogar früher als der ›Pantoffelheld‹ belegt. Friedrich Müller gebraucht ihn 1778 in ›Fausts Leben dramatisiert‹ (109,21, Neudruck): »Der Königin von Arragonien Pantoffelflicker möcht er gerne sein!«
   Neben der Gleichsetzung des Pantoffels mit den weiblichen Genitalien, der Jungfräulichkeit und der Frau selbst erfolgte seine Erhebung zum Herrschaftssymbol der Frau in Liebe und Ehe. Die Ursprünge dafür lassen sich bis zur Antike zurückführen, in der die weibliche Sandale die entsprechende Rolle spielte. Lucian berichtet z.B. in seinen ›Göttergesprächen‹ (13), daß die lydische Königin Omphale eine Sandale als Zeichen ihrer Macht über Herakles führte und den Heroen sogar damit geschlagen habe. Eine Statue der Venus mit dem aufgehobenen Schuh bezieht sich wohl auf das gleiche Herrschaftsmotiv.
   Die Redensart ist übrigens nicht auf das Weiberregiment in der Ehe beschränkt; vgl. Schillers ›Räuber‹ (I,1): »In der Tat, sehr lobenswürdige Anstalten, die Narren im Respekt und den Pöbel unter dem Pantoffel zu halten«.
   Zu erwähnen ist auch die Traumdeutung Vom Pantoffel träumen: einen gutmütigen Mann bekommen. Als Zeichen äußerster Unterwerfung war auch der ›Pantoffelkuß‹ üblich, der den Fußkuß ablöste. Griechen und Römer ehrten damit die Götterstatuen, nach Lk 7,38 küßte eine Sünderin die Füße Christi, der Papst ließ sich ebenfalls die mit einem Kreuz bestickten Pantoffeln küssen. Von daher übertrug sich der Fußkuß in den weltlichen Bereich als Zeichen höchster Dankbarkeit und Bewunderung der Geliebten, der sich der Mann zu eigen gab. Um 1210 bereits heißt es im ›Wigalois‹ (V. 4228) des Wirnt von Grafenberg:

   Der meide kußte er an den fuoz
   Vor freuden und ergab sich ir.

Die Redensart Jemandem den Pantoffel küssen: ihm unterwürfig sein, wird auch heute noch gern verwendet, wenn man in übertragenem Sinne ein Eheverhältnis charakterisieren möchte, in dem der Mann sich sogar erniedrigen würde, um seiner Frau zu gefallen.
   Daß die Frau den Pantoffel offenbar tatsächlich auch zum Schlagen des Ehemanns benutzt hat, zeigen unsere Redensarten Den Pantoffel schwingen und Jemanden pantoffeln in der doppelten Bedeutung: den Ehemann mit dem Pantoffel bearbeiten und das Regiment im Hause führen, nachdem der Streit, wer die Hosen anhat, bereits zugunsten der Frau entschieden worden ist. Bei Siegfried von Lindenberg findet sich 1782, (3,131) dafür auch ein literarischer Beleg: »'S kam mir auch spansch vor, dasz'n Mann kurasig genug hat'n Bullen zu Leibe zu gehen, und läszt sich von'n Frauensmensch seine drei Buchstaben pantoffeln«.
   Wolf berichtet eine hessische Sage. Ein Arbeitsmann wurde jede Nacht von einem Alb heimgesucht. Endlich war er es leid und versuchte mutig, den Alb während einer Erscheinung zu packen. Er hatte schließlich einen Pantoffel in der Hand. »Gut«, sprach er ›du sollst mich nicht wieder pantoffeln‹, nahm Hammer und Nägel und nagelte den Pantoffel an die Thür und als er morgens aufstand, was fand er? – Seine Frau, die mit einem Ohr an der Thür festgenagelt hing. Da wuszt er, wo der Has im Pfeffer lag« (S. 58, Nr. 91).
   Von der Unterordnung des Mannes, der es auf eine Auseinandersetzung nicht ankommen lassen will, berichtet auch der Dichter Christian Friedrich Daniel Schubart (Briefe 2,392), wenn er einen Bekannten wie folgt charakterisiert: »Ihr Mann ist duldsam, den Winken des Pantöffeleins gehorsam«.
   Die Begriffe ›Pantoffelherrschaft‹, ›Pantoffelregiment‹ und ›Pantoffelheld‹ sind erst seit dem 18. Jahrhundert bezeugt und besitzen alle abwertende Bedeutung. Die allzu offensichtliche Herrschaft der Hausfrau, die dem Ansehen ihres Mannes schadet, wird dadurch verurteilt. Holtei erwähnt 1853 lobend in ›Christian Lammfell‹ (1,191) das Verhalten der Frau: »Sie machte so mäßigen Gebrauch von der Pantoffelherrschaft«. Offenbar war also der ›Pantoffelheld‹ eine alltägliche Erscheinung. Bei der Deutung dieses Wortes ist zu beachten, daß der Ausdruck ›Held‹ keine Steigerung mehr erfahren kann und daß deshalb fast alle Zusammensetzungen einen abwertenden oder völlig negativen Sinn erhalten, wenn man z.B. die Begriffe ›Messerheld‹, ›Weiberheld‹ und ›Pantoffelheld‹ zum Vergleich nebeneinanderstellt. Es ergeben sich die Abstufungen von widerwilliger Anerkennung, moralischer Verurteilung und Verkehrung des Grundwortes Held ins Gegenteil durch das beigefügte Bestimmungswort. Dieser Vorgang ist redensartlich ebenfalls durch ein hinzugesetztes Adjektiv möglich, denn wenn jemand sagt: ›Du bist mir der rechte Held‹ oder ›Das ist ein wahrer Held‹, kann er durchaus den Untauglichen, den Feigling damit meinen.
   Ins Pantoffelkino gehen: zu Hause bleiben und fernsehen.

• ANONYM: Das Pantoffelregiment oder gründliche Anweisung, wie Mädchen und Frauen sich der Herrschaft des Pantoffels versichern und das häusliche Scepter mit Kraft und Anstand führen sollen, Auf Erfahrung gegründet und hg. von einer Hausregentin 1829 (Neudruck Zürich 1979); J.W. WOLF: Hess. Sagen (Leipzig 1853); J. CROMBIE: Shoe-throwing at weddings, in: Folklore 6, 7 (1895,1896); J. BOLTE: Setz deinen Fuß auf meinen, in: Zeitschrift für Volkskunde. 6 (1896), S. 204-208; A. BOCK: Hochzeitsbräuche in Hessen und Nassau, in: Zeitschrift für Volkskunde. 13 (1903), S. 287-294; AIGREMONT: Fuß- und Schuh-Symbolik und -Erotik
(Darmstadt o.J.); W. WÖHRLE: Der Schuh, das Symbol der Untertänigkeit, in: Heimat und Volkstum 10 (1932), S. 46-59; A. VON AVANZIN: Treten auf den linken Fuß, in: Der Schlern 35 (1961), S. 45-46; D.R. MOSER: Schwänke um Pantoffelhelden oder die Suche nach dem Herrn im Haus, in: Fabula 13, H. 3 (1972), S. 205-292.

Ein Pantoffelheld sein. ›Une femme bat son mari‹. Détail d'un bas-relief en plâtre, Grate Hall de Montecute House, Somerset, Angleterre, vers 1600. Aus: Jacques Le Goff et Jean-Claude Schmitt (edts.): Le Charivari, Paris /New York 1981, Phot. 1.

Unter dem Pantoffel stehen. Abbildung aus dem Bally-Schuhmuseum in Schönenwerd. Aus: Das Pantoffelregiment., herausgegeben von einer Hausregentin, Meissen 1829, 6., mit der 1. identische Auflage, Zürich 1979. Abbildung S. 46/47.

Pantoffelherrschaft. Titelblatt einer Farce über die Pantoffel-Herrschaft, 1796.

Den Pantoffel verlieren. Illustration: ›Die Straßburger Mädchen‹. Aus: Jörg Ritzel: Der lachende Rhein. Tausend Jahre rheinischen Humors in Wort und Bild. Gesammelt und herausgegeben von –, Köln 1930, S. 25.

Unter dem Pantoffel stehen. J.M. Molenar: Ehe-
   streit, Mauritshuis, Den Haag.
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