Redensarten Lexikon
Paar
Zu Paaren treiben: in die Flucht schlagen, in die Enge treiben, zum Gehorsam zwingen, auch: zur Ruhe bringen. Die ursprüngliche Form dieser Redensart ist: ›zum bar(e)n bringen‹. Hans Sachs schreibt 1535 in einem Fastnachtsspiel (9,53 Neudruck): »Darmit ich Pawren bracht zum paren«. Man hat dieses Wort ›bar(e)n‹ aus mittelhochdeutsch ›barn‹ = Futterkrippe herleiten wollen; die richtige Deutung gibt aber schon 1539 Tappius in seinen ›Adagia‹ (207b): »zum baren bringen, in casses inducere, est arte sic concludere quemquam, ut iam nullum sit effugium« = ins Jagdnetz treiben, d.h.jemanden geschickt so einschließen, daß keine Flucht mehr möglich ist. Auch Gerlingius erklärt 1649 (Nr. 123): »In laqueum (Fallstrick, Schlinge) inducere. Zum barren bringen«. Danach läge mittelhochdeutsch ›bêr(e)‹ = sackförmiges Fischnetz zugrunde, das seinerseits aus lateinisch ›pera‹ = Beutel entlehnt ist. In solche Netze wurden die aufgestörten Fische mit Stangen hineingetrieben. Im 18. Jahrhundert, als das alte Wort nicht mehr lebendig war und die Wendung in ihrem ursprünglichen Sinn nicht mehr verstanden wurde, gestaltete man sie unter Anlehnung an Paar = Zweizahl um zu der Form ›zu Paaren treiben‹. So bucht sie 1734 der Schlesier Steinbach in seinem ›Vollständigen deutschen Wörterbuch‹: »zu Paaren treiben, in ordinem cogere«. Erst im 18. Jahrhundert setzt sich also die falsche, mißverständliche Schreibung durch. Hippel bildet die neue Form einmal weiter: »Nachdem sie ihre zu Paaren getriebenen Ideen wieder zu Hauff gebracht hatte, entwarf sie einen neuen Operationsplan«. Die Anlehnung an Paar bewirkte, daß seit dem 19. Jahrhundert die Redensart nur noch von einer Vielheit gebraucht wird: »Die Mordbauern sind zu Paaren getrieben« (C.F. Meyer, ›Die Versuchung des Pescara‹, 1889). Das sind zwei Paar Stiefel, sagt man, um einen Unterschied zwischen zwei Dingen zu betonen. Die Wendung spielt mit den Wörtern ein ›paar‹ (mehrere, ungleiche Stiefel) und ein ›Paar‹ Stiefel (zwei gleichbeschaffene, für den rechten und linken Fuß geschaffene Stiefel). Überhaupt wird die Fußbekleidung auch in anderen redensartlichen Vergleichen für das Bild des Doppelten, Zweifachen, verwendet: z.B. ›Paarweis kommen wie die Strümpf‹; ⇨ Schuh.
• L. RÖHRICH und G. MEINEL: Redensarten aus dem Bereich der Jagd und der Vogelstellerei, S. 315.
Zu Paaren treiben: in die Flucht schlagen, in die Enge treiben, zum Gehorsam zwingen, auch: zur Ruhe bringen. Die ursprüngliche Form dieser Redensart ist: ›zum bar(e)n bringen‹. Hans Sachs schreibt 1535 in einem Fastnachtsspiel (9,53 Neudruck): »Darmit ich Pawren bracht zum paren«. Man hat dieses Wort ›bar(e)n‹ aus mittelhochdeutsch ›barn‹ = Futterkrippe herleiten wollen; die richtige Deutung gibt aber schon 1539 Tappius in seinen ›Adagia‹ (207b): »zum baren bringen, in casses inducere, est arte sic concludere quemquam, ut iam nullum sit effugium« = ins Jagdnetz treiben, d.h.jemanden geschickt so einschließen, daß keine Flucht mehr möglich ist. Auch Gerlingius erklärt 1649 (Nr. 123): »In laqueum (Fallstrick, Schlinge) inducere. Zum barren bringen«. Danach läge mittelhochdeutsch ›bêr(e)‹ = sackförmiges Fischnetz zugrunde, das seinerseits aus lateinisch ›pera‹ = Beutel entlehnt ist. In solche Netze wurden die aufgestörten Fische mit Stangen hineingetrieben. Im 18. Jahrhundert, als das alte Wort nicht mehr lebendig war und die Wendung in ihrem ursprünglichen Sinn nicht mehr verstanden wurde, gestaltete man sie unter Anlehnung an Paar = Zweizahl um zu der Form ›zu Paaren treiben‹. So bucht sie 1734 der Schlesier Steinbach in seinem ›Vollständigen deutschen Wörterbuch‹: »zu Paaren treiben, in ordinem cogere«. Erst im 18. Jahrhundert setzt sich also die falsche, mißverständliche Schreibung durch. Hippel bildet die neue Form einmal weiter: »Nachdem sie ihre zu Paaren getriebenen Ideen wieder zu Hauff gebracht hatte, entwarf sie einen neuen Operationsplan«. Die Anlehnung an Paar bewirkte, daß seit dem 19. Jahrhundert die Redensart nur noch von einer Vielheit gebraucht wird: »Die Mordbauern sind zu Paaren getrieben« (C.F. Meyer, ›Die Versuchung des Pescara‹, 1889). Das sind zwei Paar Stiefel, sagt man, um einen Unterschied zwischen zwei Dingen zu betonen. Die Wendung spielt mit den Wörtern ein ›paar‹ (mehrere, ungleiche Stiefel) und ein ›Paar‹ Stiefel (zwei gleichbeschaffene, für den rechten und linken Fuß geschaffene Stiefel). Überhaupt wird die Fußbekleidung auch in anderen redensartlichen Vergleichen für das Bild des Doppelten, Zweifachen, verwendet: z.B. ›Paarweis kommen wie die Strümpf‹; ⇨ Schuh.
• L. RÖHRICH und G. MEINEL: Redensarten aus dem Bereich der Jagd und der Vogelstellerei, S. 315.