Redensarten Lexikon
Ort
Den gewissen Ort aufsuchen: auf die Toilette gehen; auch: Das gewisse (stille, verschwiegene) Örtchen aufsuchen.    Neben ›Ort‹ ist auch die lateinisch Übersetzung ›Locus‹ eine verhüllende Umschreibung für die Toilette; sie dient als Wortspielerei in dem folgenden Wellerismus: ›Alles an seinen Ort, sagte Jerns, das Aug' ins Fenster, den Arsch in die Brill‹. Weitere Umschreibungen sind: ›In die heiligen Hallen gehen‹, ›Die keramischen Anstalten besuchen‹, ›Um die große (kleine) Ecke gehen‹ und ›Dahin müssen, wo auch der Kaiser zu Fuß geht‹, Ecke, Kaiser; vgl. auch englisch ›powder-room‹ und ›mens-restroom‹ und die allgemein übliche Abkürzung: W.C. oder 00.
   Vor Ort sein: an vorderster Front sein, dort sein, wo sich das entscheidende Geschehen abspielt. Diese Redensart, die heute häufig in der Journalistensprache anzutreffen ist, stammt ursprünglich aus dem Fachwortschatz der Bergleute. Und zwar bedeutet hier ›der Ort‹ das Ende eines Stollens, die Stelle, an der weitergegraben werden muß. Leibniz schreibt in seinen Werken (Band I, S. 468): »... man sagt Ort und Ende ... die Ursache wissen wenig, allein man verstehet es aus der Sprache der Bergleute; bei denen ist Ort so viel als Ende, so weit nemlich der Stollen, der Schacht oder die Grube getrieben«.

• H. WOLF: Studien zur deutschen Bergmannssprache des 16.-20. Jahrhunderts (Tübingen 1958).
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