Redensarten Lexikon
Ohnmacht
Seine eigene Ohnmacht fühlen: sich hilflos ausgeliefert sehen, nicht rettend eingreifen können, eine höhere Macht spüren, auch: dem Schicksal nicht entgehen können. Ähnlich: Ohnmächtig zusehen müssen, z.B. bei Unfällen, tödlich verlaufenden Krankheiten, Naturgewalten, Katastrophen, Krieg und Gefahr. Beinahe in Ohnmacht fallen (vor Schreck, Scham): einer Aufregung kaum gewachsen sein. Besonders Damen aus der besseren Gesellschaft fielen früher (18./19. Jahrhundert) häufiger in Ohnmacht, um von einer Peinlichkeit, einer für sie höchst unangenehmen Situation abzulenken, aber auch, um die Ritterlichkeit des Mannes (des Liebhabers, Partners), um Teilnahme und liebevolle Besorgnis durch gespielte Schwäche herauszufordern (vgl. ›schwaches Geschlecht‹). Andererseits lag das damalige Schwinden der Sinne auch an der Blutarmut der jungen Mädchen und Frauen, vor allem aber an der Mode mit ihren Schnürmiedern, die den Leib und den Brustkorb unnatürlich einengten und die Atmungsorgane sogar regelrecht verkümmern ließen, da auch Heranwachsende diese den Körper verändernde Kleidung ertragen mußten, ⇨ Wespentaille. Dies führte zu akutem Sauerstoffmangel und hatte manchmal eine Ohnmacht zur Folge.
Eine Ohnmacht nahen fühlen: noch rechtzeitig den Schwächeanfall spüren und sich dagegen zu schützen suchen. Das Schwinden der Sinne konnte auch ein Zeichen einer beginnenden Schwangerschaft sein. Goethe gestaltet besonders eindringlich die Gedanken Gretchens vor ihrer Ohnmacht im Dom über ihre Sünde und Schuld und die damit verbundenen Beklemmungsgefühle (Faust I, Dom):
Wär ich hier weg!
Mir ist, als ob die Orgel mir
Den Atem versetzte,
Gesang mein Herz
Im Tiefsten löste ...
Mir wird so eng!
Die Mauerpfeiler
Befangen mich!
Das Gewölbe
Drängt mich – Luft –
»Nachbarin Euer Fläschchen«
(Sie fällt in Ohnmacht)
Der Hilferuf Gretchens weist auf den Brauch der Frauen hin, immer für Notfälle ein Fläschchen mit ätherischem Öl, meist von Rosmarin, bei sich zu tragen, um bei einer Ohnmacht durch den starken Geruch der Kräuter wieder zu sich zu kommen.
Von einer Ohnmacht in die andere (nächste) fal-
len: sich ständig neu aufregen müssen, immer neue Schreckensnachrichten erhalten.
In Ohnmacht fallen. Francisco de Goya: ›Die vorgetäuschte Ohnmacht‹. Spanische Karikatur auf den raffinierten Flirt. Aus: Eduard Fuchs: Die Frau in der Karikatur, München 1906, S. 207.
Seine eigene Ohnmacht fühlen: sich hilflos ausgeliefert sehen, nicht rettend eingreifen können, eine höhere Macht spüren, auch: dem Schicksal nicht entgehen können. Ähnlich: Ohnmächtig zusehen müssen, z.B. bei Unfällen, tödlich verlaufenden Krankheiten, Naturgewalten, Katastrophen, Krieg und Gefahr. Beinahe in Ohnmacht fallen (vor Schreck, Scham): einer Aufregung kaum gewachsen sein. Besonders Damen aus der besseren Gesellschaft fielen früher (18./19. Jahrhundert) häufiger in Ohnmacht, um von einer Peinlichkeit, einer für sie höchst unangenehmen Situation abzulenken, aber auch, um die Ritterlichkeit des Mannes (des Liebhabers, Partners), um Teilnahme und liebevolle Besorgnis durch gespielte Schwäche herauszufordern (vgl. ›schwaches Geschlecht‹). Andererseits lag das damalige Schwinden der Sinne auch an der Blutarmut der jungen Mädchen und Frauen, vor allem aber an der Mode mit ihren Schnürmiedern, die den Leib und den Brustkorb unnatürlich einengten und die Atmungsorgane sogar regelrecht verkümmern ließen, da auch Heranwachsende diese den Körper verändernde Kleidung ertragen mußten, ⇨ Wespentaille. Dies führte zu akutem Sauerstoffmangel und hatte manchmal eine Ohnmacht zur Folge.
Eine Ohnmacht nahen fühlen: noch rechtzeitig den Schwächeanfall spüren und sich dagegen zu schützen suchen. Das Schwinden der Sinne konnte auch ein Zeichen einer beginnenden Schwangerschaft sein. Goethe gestaltet besonders eindringlich die Gedanken Gretchens vor ihrer Ohnmacht im Dom über ihre Sünde und Schuld und die damit verbundenen Beklemmungsgefühle (Faust I, Dom):
Wär ich hier weg!
Mir ist, als ob die Orgel mir
Den Atem versetzte,
Gesang mein Herz
Im Tiefsten löste ...
Mir wird so eng!
Die Mauerpfeiler
Befangen mich!
Das Gewölbe
Drängt mich – Luft –
»Nachbarin Euer Fläschchen«
(Sie fällt in Ohnmacht)
Der Hilferuf Gretchens weist auf den Brauch der Frauen hin, immer für Notfälle ein Fläschchen mit ätherischem Öl, meist von Rosmarin, bei sich zu tragen, um bei einer Ohnmacht durch den starken Geruch der Kräuter wieder zu sich zu kommen.
Von einer Ohnmacht in die andere (nächste) fal-
len: sich ständig neu aufregen müssen, immer neue Schreckensnachrichten erhalten.
In Ohnmacht fallen. Francisco de Goya: ›Die vorgetäuschte Ohnmacht‹. Spanische Karikatur auf den raffinierten Flirt. Aus: Eduard Fuchs: Die Frau in der Karikatur, München 1906, S. 207.