Redensarten Lexikon
Nebel
Das fällt aus wegen Nebel(s): das findet nicht statt; ursprünglich vielleicht auf eine Dampferfahrt, auf ein Feuerwerk und sonstige Veranstaltungen bezogen, die infolge Nebels undurchführbar waren. Heute ist ›wegen Nebel(s)‹: ein undurchsichtiger Grund; vgl. französisch ›à cause des mouches‹ (scherzhaft: wegen der Fliegen: aus einem Grund, den man verheimlichen will.)    Mit der Stange im Nebel herumfahren: unsicher herumraten; besonders im Schwäbischen gebräuchlich.
   Einen kleinen Nebel haben, Benebelt sein: nicht klar im Kopf sein, keinen klaren Gedanken fassen können; meist auf Alkoholgenuß zurückzuführen.
   Den Nebel heilen, kastrieren: so heißt ein Brauch der schweizerischen Hirten auf der Alm. Wenn dichter Nebel sie am Arbeiten hindert, versuchen sie, den Nebel folgendermaßen zu vertreiben: zwischen Tür und Pfosten wird quer ein hartes Holzstück geklemmt und mit einer Schnur umwickelt. Durch das Hin- und Herziehen der Schnur dreht sich das Holzstück und gerät an beiden Enden durch die entstehende Reibung an Pfosten und Tür in Brand. Soll der Zauber wirken, so muß gerufen werden: ›Näbel, Näbel, ich heile di‹. Da ›heilen‹ hier in der Bedeutung von ›kastrieren‹
verwendet wird und der Nebel männlichen Geschlechts ist, flieht er schnell davon. Dieser Brauch, der in Graubünden auch ›Teufelheilen‹ genannt wird, ist von einer primitiven Feuerbereitungstechnik übernommen, Teufel. Das durch Holzreibung entstandene ›Notfeuer‹ wurde in Irland, Schottland und Deutschland als reines, heiliges Feuer aufgefaßt und zu kultischen Zwecken, zur Dämonenvertreibung sowie zur Bekämpfung von Viehkrankheiten entfacht. (J. Grimm: Deutsche Mythologie I [2. Auflage 1844], S. 570ff.)

• ZIMMERMANN: Artikel ›Nebel‹, in: Handbuch des Aberglaubens VI, Spalte 987-988, Abs.3: Nebelheilen; H. FREUDENTHAL: Das Feuer im deutschen Glauben und Brauch (Berlin/Leipzig 1931), Notfeuer, S. 189-216; R. WEISS: Nebelheilen, Teufelheilen: Notfeuerbereitung und Wetterzauber als Hirtenbrauch, in: Schweizer Archiv für Volkskunde 45 (1948), S. 225-267.}

Nebel heilen. Buben bei Klosters (Prätigau) heilen an einer Stalltür den Teufel (›schi tüend der Tüfel häilä‹). Nach einer Photographie von A. Schorta. Aus: Richard Weiss: Nebelheilen. Teufelheilen. Notfeuerbereitung und Wetterzauber als Hirtenbrauch, in: Archives suisses des traditions populaires, Bd. XLV, Basel 1948, S. 227, Abbildung 2.
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