Redensarten Lexikon
naß
Naß bedeutete im Frühneuhochdeutschen: liederlich, ohne Geld; ›nasse Knaben‹, ›nasse Brüder‹ waren Trunkenbolde. Murner überschreibt das 23. Kapitel der ›Schelmenzunft‹ mit dem Titel ›Der nasse Knabe‹ und setzt über das Bild die Worte:
   Das sindt mir freilich nasse Knaben,
   Die den schalk beschlossen haben ...
   Das sindt mir freilich nasse Knaben,
   die fill verzeren und wenig haben.

Hans Sachs läßt einmal den Katzenkrämer allerhand Katzen feilbieten:

   Das erst das ist ein Schmeichelkatz ...
   Das ander ist ein nasse Katz,
   Das sie bered und überschwatz
   Die Leut mit hinderlistig worten
   Und hintergeh an allen orten
   Mit lug und arglist alles weis.

Jörg Wickram sagt in seinem ›Rollwagenbüchlein‹ (32): »Er war ein unnützer nasser Vogel, als man dann solchen gesellen pflegt zu heissen oder nennen, welcher zu vielmalen umb kleine diebstal in der gefenknuß gelegen war, doch sich alle mal außgeredet hatte, das er allweg darvon kam«.
   In den Mundarten haben sich ähnliche Wendungen noch erhalten: Sein Geld naß machen: es vertrinken; schleswig-holsteinisch, ›'n Groschen natt maken‹, oder ›he hett natt fodert‹; rheinisch ›de hat nasse Föt‹, er ist betrunken.
   Naß im Sinne von ›schlecht‹ kommt auch in folgenden mundartlichen Redensarten vor: rheinisch ›far ne nasse Dag sorge‹, etwas sparen für schlechte Zeiten; ›sech naß mäken‹, bei einem Unternehmen umfallen; schweizerisch ›zum Nasse regne‹, übel ausschlagen; elsässisch ›nassa als naß kann mer nit were‹, schlechter kann es nicht mehr kommen; schwäbisch ›da geht's dir naß in d'Hose‹, dabei kommst du schlecht weg; schleswig-holsteinisch ›er steit da as'n natten Sack‹, er weiß sich nicht zu helfen.
   Jemanden naß machen: Redensart aus dem Sportlerjargon; sie bedeutet entweder: den Gegner hoch besiegen oder: ihn häufig ausspielen und dadurch blamieren; besonders im Fußball beliebter Zuruf: ›Mach' ihn naß‹.
   Noch naß hinter den Ohren sein: noch zu unreif zum Mitsprechen sein ( Ohr).
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