Redensarten Lexikon
Nachtwächter
Ein Nachtwächter sein: ein Versager, ein Mensch ohne Unternehmungsgeist, ein geistesabwesender Träumer sein. Der Ausdruck gilt als häufige Schelte für lanweilige und untaugliche Schüler, Lehrlinge und Rekruten, wird aber auch als verächtliches Schimpfwort unter Gleichaltrigen gebraucht. Der sprachliche Vergleich beruht auf der Tatsache, daß der Nachtarbeiter am Tage den Schlaf nachholen muß und deshalb immer nur müde zu Hause anzutreffen ist. Der Traum von einem Nachtwächter bedeutet daher, daß man das Haus hüten muß.    Das ist noch unter dem Nachtwächter!: das ist dümmer als dumm, das ist unter aller Kritik, das ist das Verächtlichste, was man sich denken kann. Die Redensart spiegelt die soziale Geringschätzung dieses Berufes. Da keine Ausbildung dafür nötig war, konnte ihn der Einfältigste ausüben.
   Ein Nachtwächter ohne Knochen ist die scherzhaft euphemistische Umschreibung für einen Kothaufen, der heimlich nachts auf die Straße gesetzt wurde.

• A. MEMMINGER: Hört Ihr Leut' und laßt Euch sagen! Ernstes und Heiteres vom Nachtwächter (Würzburg 1922); K. ADRIAN: Von Salzburger Sitt' und Brauch (Wien 1924), S. 104ff; E. BONOMI: Der Nachtwächter im Ofner Bergland, in: Südostforschungen 6 (1941), S. 273-277; W.
DANCKERT: Unehrliche Leute (Bern – München 1963), S. 57ff.

Nachtwächter. Kolorierter Kupferstich, aus: Georg Daniel Heumann: ›Der Göttingische Ausruff‹ von 1744. Neu herausgegeben und kommentiert von R.W. Brednich, Göttingen 1987.
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