Redensarten Lexikon
Myrte
Die Myrte verloren haben: die Jungfräulichkeit verloren haben und damit das Recht, bei der Trauung einen Myrtenkranz zu tragen. Die immergrüne Pflanze war schon im alten Vorderasien ein heiliger Strauch der Frühlings- und Liebesgöttin; sie wurde als Aphrodisiakum und als Brautkraut verwendet. 1538 soll eine Tochter Jakob Fuggers in Augsburg als erste Deutsche bei ihrer Hochzeit einen Myrtenkranz getragen haben. Das Symbol des Myrten-(Jungfern-)Kranzes, der nur der reinen Jungfrau bei der Hochzeit zukommt, ist ein Motiv unzähliger Volkslieder. Geradezu von einer Art Jungfräulichkeitstest handelt das noch viel gesungene Volkslied vom Donaustrudel.
   Als wir jüngst in Regensburg waren,
   sind wir über den Strudel gefahren.

Unüberhörbar heißt es im Text weiter:

   Wem der Myrtenkranz geblieben,
   landet froh und sicher drüben;
   wer ihn hat verloren,
   ist dem Tod erkoren.

Der weitere Text des Liedes exemplifiziert dies an einem positiven und an einem negativen Beispiel.
• W. DANCKERT: Symbol, Metapher, Allegorie im Lied der Völker; Teil 3: Pflanzen (Orpheus- Schriftenreihe Band 3), (Bonn 1978), S. 1177-1178; L. RÖHRICH: Das Bild der Frau im Märchen und im Volkslied, in: H.-B. Harder und D. Henning (Hrsg.): Jacob und Wilhelm Grimm zu Ehren (Marburg 1989), S. 35-61.
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