Redensarten Lexikon
Muse
Von der Muse geküßt sein (werden): künstlerisch inspiriert sein (werden), auch: Warten, daß einen die Muse küßt: auf eine Eingebung, die zündende Idee hoffen, die das geplante Werk gelingen läßt. Nicht von der Muse (den Musen) geküßt sein: keine schöpferischen Anlagen besitzen, ein ganz prosaischer, phantasieloser Mensch sein.    Jemand ist unter den Musen erzogen: er ist sehr gelehrt, den Künsten zugetan; vgl. französisch ›Il a eté nourri dans le sacre Vallon‹. Den Musen leben: sich nur den Künsten und Wissenschaften widmen, ohne materielle Sorgen sich mit Höherem beschäftigen können.
   Die Muse von jemandem sein: ihn begeistern und beflügeln, oft scherzhaft oder ironisch von der Geliebten oder Lebensgefährtin eines Künstlers gesagt.
   Mit ›Leichter Muse‹ meint man oberflächliche Unterhaltungsliteratur oder -musik, während die ›Zehnte Muse‹ für kabarettistische Darbietungen steht.
   Die gelehrte Dichtung des 17. Jahrhunderts führte die 9 Musen in die gehobene Rede ein; erst später setzte sich die Singularform durch.

Von der Muse geküßt werden. Zeichnung von Paul Flora: ›Musenkuß‹, aus: ders.: Vergebliche Worte. Von Dichtern und Denkern, Zürich 1981, Abbil-
   dung S. 63.
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