Redensarten Lexikon
Moos
(Viel) Moos haben: viel Geld haben, reich sein. Moos ist ursprünglich ein studentischer Ausdruck für ›Geld‹; er kommt über das Rotwelsche aus jüdisch maos = hebräisch ma'oth = Pfennige, Kleingeld (vgl. ›Most‹ in der Redensart ›Wissen, wo Barthel den Most holt‹), Barthel. Die Wendung ›Moos haben‹ ist dann in der Studentensprache scherzhaft erweitert worden zu: Moses und die Propheten haben, mit Anlehnung an die biblische Erzählung vom reichen Mann, der, in der Hölle schmachtend, Abraham bittet, seine noch auf Erden weilenden Brüder vor einem sündigen Leben zu warnen, worauf Abraham ihm bedeutet: »Sie haben Moses und die Propheten, laß sie dieselbigen hören« (Lk 16, 29). Th. G. von Hippel (1741-96) verwendet die Redensart und bemerkt dazu:    »Hieß zu der Zeit (um 1757) in Kurland Geld und Gut oder, wie einige wollen, Gold- und Silbergeld, oder im Provinzialausdruck grob und fein, groß und klein Geld, das will sagen Albertstaler und Vierlings«.
   Ebenfalls aus der Studentensprache stammt das Sprichwort ›Ohne Moos nix los‹. Moos hat auch hier die Bedeutung von ›Geld‹.
   Moos ansetzen: alt werden; studentensprachlich ›ein bemoostes Haupt sein‹: ein alter, verbummelter Student sein. J. Gotthelf beschreibt die Situation der Studenten in seinem ›Schuldenbuch‹: »Was unsere Väter in sechs Jahren (auf der Hochschule) lernten, so daß sie gelehrt wurden, daran lernt man jetzt zwölf Jahre und im dreizehnten ist man wohl was geworden, aber nicht geehrt, sondern ein famoser Bierrülps, ein Urbursche mit Moos auf dem Haupte und Dreck überall«. Im Englischen sagt man für jemanden, der geistig frisch und beweglich bleibt: ›a rolling stone gathers no moss‹.
   Aufs Moos kommen: eine alte Jungfer werden, ledig sterben. Die Moore (= mittelhochdeutsch mos: Moor, Sumpf) wurden als Aufenthalts- und Strafort für unverheiratete Mädchen und Frauen nach ihrem Tode angesehen, besonders in Bayern, Österreich, Tirol und der Schweiz. Dort müssen sie Kiebitze hüten, Scheite sieben, Ladhölzer säen, Hosen flicken oder gar als häßliche Schnecken umherkriechen. Das Mooslied singen: ein Lied singen, das als Thema alte Jungfern hat.

• F. SARASIN: Die Anschauungen der Völker über Ehe und Junggesellentum, in: Schweizer Archiv 33 (1934).
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