Redensarten Lexikon
Milchmädchenrechnung
Die Redewendung Eine Milchmädchenrechnung aufmachen wird bildlich auf eine unlogische Gedankenkette angewandt, auf eine an unzureichende Bedingungen geknüpfte Erwartung. Sie dient zur Verächtlichmachung und Kritik des Gegners besonders bei Haushalts- und Finanzdebatten, wenn man die vorausberechneten Einnahmen anzweifelt. Der Ausdruck geht möglicherweise zurück auf die Fabel ›Die Milchfrau‹ von Joh. Wilh. Ludw. Gleim (2. Buch, Berlin 1757, S. 14) und die Fabel ›Der Milchtopf‹ von Joh. Benj. Michaelis (›Fabeln, Lieder und Satyren‹, Leipzig 1766, S. 49), die beide Bearbeitungen von La Fontaines Fabel ›La laitière et le pot au lait‹ sind. Lisettchen trägt in der Fabel La Fontaines die Milch in die Stadt und träumt von dem zu erwartenden Geld, das sie in die bäuerliche Wirtschaft investieren will. Voller Vorfreude hüpft sie, und Topf, Milch und Pläne sind dahin. Mit dem Sprichwort ›Es ist das Milchmädchen in der Fabel‹ meint man eine Person, die Hoffnungstürme und Luftschlösser baut.
• P. FENDI: Das Milchmädchen (Wien 1830); G. ZICK: Der zerbrochene Krug als Bildmotiv des 18. Jahrhunderts, in: Wallraf-Richartz Jahrbuch 31 (1989), S. 149-202; U. LOOFT-GAUDE: Zur Geschichte des Bildmotivs ›Milchmädchen‹ in der Kunst, in: Meiermädchen. Arbeits- und Le-
bensformen im 19. Jahrhundert, Ausstellung des Schleswig-Holsteinischen Landesmuseums Schloß Gottorf (Schleswig 1991), S. 39-45.

Eine Milchmädchenrechnung aufmachen. Lavierte Federzeichnung von Nicolaes Maes: ›Milchverkäuferin an der Haustür‹, Kupferstichkabinett Dresden. Aus: Wilhelm R. Valentiner: Nicolaes Maes, Berlin und Leipzig 1924.

Milchmädchen. Kolorierte Radierung von Georg Melchior Kraus: Mlle Neuhaus als ›Milchmädchen‹, 1778. Aus: Gisela Zick: Der zerbrochene Krug als Bildmotiv des 18. Jahrhunderts, in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch, Bd. XXXI, Köln 1969, S. 188, Abbildung 137.
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