Redensarten Lexikon
Maulkorb
Jemandem einen Maulkorb anlegen: jemandem durch Verbot die freie Meinungsäußerung unmöglich machen. Der Maulkorb ist eigentlich eine Schutzvorrichtung, die das Beißen von Tieren verhindern soll. Sie besteht aus einem Draht- oder Lederkorb, welchen die Tiere vor das Maul gebunden bekommen. Schon Jean-Paul Friedrich Richter (1763-1825) schrieb in den ›Teuflischen Papieren‹: »... eine Art von Fatum, von Maulkorb und von Daumenschrauben für den menschlichen Verstand«. Ein Gedicht A. Glassbrenners aus dem Jahre 1849 meint mit ›Maulkorb‹ die politische Zensur. Der ›deutsche Michel‹ wird hier nach dem Grund seiner Trauer gefragt:
   Michel, warum weinst du,
   weinest du so sehr?
   – Weil es mir nicht macht Behagen,
   daß ich soll den Maulkorb tragen!
   Darum, darum weine ich so sehr.
   (U. Otto, S. 493).

In diesem Sinne spricht man heute auch von ›Maulkorberlaß‹, ›Maulkorbgesetz‹ oder ›Maulkorbparagraph‹, wenn man die staatliche Unterdrückung freier Meinungsäußerung des Bürgers meint.
• U. OTTO: Die historisch-politischen Lieder und Karikaturen des Vormärz und der Revolution von 1848/1849 (Diss. Freiburg), (Köln 1982).

Jemandem einen Maulkorb umhängen. Karikatur von Haitzinger, vom 13.XI.90. Aus: Badische Zeitung., vom 14.XI.1990.
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