Redensarten Lexikon
Manschette
Manschetten haben: Angst, Furcht, Respekt haben; niederdeutsch auch in der Form: ›Manschettenfieber haben‹. Die Redensart ist in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in studentischen Kreisen entstanden, als die Mode der überfallenden Manschetten den Gebrauch des Degens hinderte. Wer Manschetten trug, konnte sich nicht schlagen, sondern war ein modischer Zärtling. Völlig aus dieser Anschauung heraus schreibt Rahel Varnhagen 1814 eine zornige Charakteristik der Diplomaten, die sie mit dem heftigen Ausruf schließt: »Diese Kerle mit Manschetten!« (O. Berdrow: Rahel Varnhagen, Stuttgart 1900, S. 202). Damals war die Redensart noch ganz frisch: Am 1. Februar 1811 schreibt Theodor Körner einen Brief an die Landsmannschaften in Jena mit einem poetischen Anhang, der zeigt, wie die Redensart ›Manschetten haben‹ (die zur Tracht der Adeligen gehörten) für ›feige sein‹ gebraucht wurde. Es war ja die Zeit, in der auf der Wartburg die Schnürbrust als Zeichen der Verweichlichung unter Hohnversen verbrannt wurde. Vgl. die scherzhafte Parodie auf Schillers ›Hektors Abschied‹, die den Hallischen Professor Wilh. Gesenius besang, als dieser beim Anrücken der Cholera Halle verließ, um sein Leben in Nordhausen in Sicherheit zu bringen: Wer wird künftig Exegese lehren,
Hiob lesen, Genesis erklären,
Wenn du mit Manschetten dich gedrückt?
Daß man dem mit Manschetten Ausgerüsteten kein festes Zupacken, insbesondere keine grobe Arbeit zutraut, zeigt auch die Bezeichnung Manschettenbauer.
Dagegen Manschetten machen: wuchern und dafür im Gefängnis sitzen. Hier meint Manschetten gaunersprachlich die Handschellen der Gefangenen.
• R.M. MEYER: Schlagworte, S. 34f.
Manschetten haben: Angst, Furcht, Respekt haben; niederdeutsch auch in der Form: ›Manschettenfieber haben‹. Die Redensart ist in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in studentischen Kreisen entstanden, als die Mode der überfallenden Manschetten den Gebrauch des Degens hinderte. Wer Manschetten trug, konnte sich nicht schlagen, sondern war ein modischer Zärtling. Völlig aus dieser Anschauung heraus schreibt Rahel Varnhagen 1814 eine zornige Charakteristik der Diplomaten, die sie mit dem heftigen Ausruf schließt: »Diese Kerle mit Manschetten!« (O. Berdrow: Rahel Varnhagen, Stuttgart 1900, S. 202). Damals war die Redensart noch ganz frisch: Am 1. Februar 1811 schreibt Theodor Körner einen Brief an die Landsmannschaften in Jena mit einem poetischen Anhang, der zeigt, wie die Redensart ›Manschetten haben‹ (die zur Tracht der Adeligen gehörten) für ›feige sein‹ gebraucht wurde. Es war ja die Zeit, in der auf der Wartburg die Schnürbrust als Zeichen der Verweichlichung unter Hohnversen verbrannt wurde. Vgl. die scherzhafte Parodie auf Schillers ›Hektors Abschied‹, die den Hallischen Professor Wilh. Gesenius besang, als dieser beim Anrücken der Cholera Halle verließ, um sein Leben in Nordhausen in Sicherheit zu bringen: Wer wird künftig Exegese lehren,
Hiob lesen, Genesis erklären,
Wenn du mit Manschetten dich gedrückt?
Daß man dem mit Manschetten Ausgerüsteten kein festes Zupacken, insbesondere keine grobe Arbeit zutraut, zeigt auch die Bezeichnung Manschettenbauer.
Dagegen Manschetten machen: wuchern und dafür im Gefängnis sitzen. Hier meint Manschetten gaunersprachlich die Handschellen der Gefangenen.
• R.M. MEYER: Schlagworte, S. 34f.