Redensarten Lexikon
Mai
Wie einst im Mai: wie früher, in glücklicher Zeit; gleichbleibend. Die Wendung stammt aus dem Gedicht ›Allerseelen‹ des Tiroler Dichters Hermann von Gilm (1812-1864): »Stell auf den Tisch die duftenden Reseden« (1844). In der Vertonung von Richard Strauss (›Acht Lieder‹ op. 10) gehörte das Gedicht zum musikalischen Grundbestand des Bürgerhauses. Als Stütze der Wendung kommt wahrscheinlich noch der Titel der Operetten-Posse von Walter Kollo ›Wie einst im Mai‹ (uraufgeführt 1913) hinzu.    Am 17. Mai geboren sein: homosexuell sein; verhüllend für § 175 des Strafgesetzbuches, der wie ein Datum gelesen wird; erst im 20. Jahrhundert aufgekommen.
   Im Mai seines Lebens stehen: sehr jung sein. Mit dieser Wendung umschreibt man vor allem poetisch die Zeit der Jugend und der jungen Liebe:

   Des Lebens Mai
   blüht einmal
   und nicht wieder

heißt es in Friedrich Schillers Gedicht ›Resignation‹ (Sämtliche Werke, 4. Auflage 1965-67, Band 1, S. 130-133). Ebenso verwendet Schiller dieses sprachliche Bild in der ›Elegie auf den Tod eines Jünglings‹: »Einen Jüngling trägt man hier heraus, einen Jüngling, noch nicht reif zum Sarge, in des Lebens Mai gepflückt.«
   Den Ersten Mai feiern: nicht arbeiten am sogenannten ›Tag der Werktätigen‹. Der Erste Mai ist seit 1890 zum Demonstrationstag der internationalen Arbeiterbewegung geworden. Schon in alter Zeit war dieser Tag ein Anlaß zu Frühlingsfesten.

• H. GOERSCH: Dar hadde he werf alse Meibom to Aken. Ein Erklärungsversuch, in: Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins 2 (1880), S. 117-126; A. HAAS: De Herthe gifft Gras un füllt Schünen un Faß, in: Blätter für pommersche Volkskunde 3 (1894), S. 1-4; D. ESSER: Das Heiraten im Mai, in: Zeitschrift des Vereins für rheinische und westfälische Volkskunde 5 (1908), S. 46-49; A. VERWAETEMMEULEN: Te Meie verhuizen, in: Biekorf 38 (1932), S. 158; U. ACHTEN: Illustrierte Geschichte des 1. Mai (Oberhausen 1979).
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