Redensarten Lexikon
Macht
Das Verbalabstraktum (althochdeutsch maht) zu ›mögen‹: können, vermögen bezieht sich auf den privaten und öffentlichen Bereich im Sinne von Kraft, Stärke, Einfluß, Vermögen, Herrschaft und Gewalt. Macht ausüben: herrschen; Macht über jemanden haben: ihn nach seinem Willen leiten, ihn bevormunden; Jemanden in seiner Macht haben: ihn in seiner Gewalt haben, ihn unterdrücken, zwingen; Eine unwiderstehliche Macht auf jemanden ausüben: eine große Anziehungskraft, guten (schlechten) Einfluß auf jemanden haben; Seine Macht gebrauchen (auskosten, ausspielen): seinen Willen durchsetzen, sich seines Einflusses erfreuen; Andere seine Macht fühlen lassen, auch: Seine Macht mißbrauchen: Gewalt anwenden, andere unterdrücken; Jemanden der Macht berauben: ihn aus seiner Stellung verdrängen, ihm Wirkungsmöglichkeiten nehmen. Wie sehr machtpolitisches Denken Eingang in den allgemeinen Sprachgebrauch gefunden hat, zeigen die vielen Redensarten, die um Ausübung, Erringung und Erhaltung von Macht kreisen, wie z.B.: An die Macht kommen: an die Regierung kommen; Die Macht erringen: alle Anstrengungen aufbieten, um uneingeschränkte Regierungsgewalt, Herrschaft über ein Volk zu erhalten; Die Macht an sich reißen: durch einen Putsch (Umsturz) alle Gegenspieler ausschalten, die Befehlsgewalt übernehmen; Die Macht ergreifen: sich zum Führer machen, die Gunst der Stunde nutzen, um sich selbst zum Regierungschef aufzuwerfen. Diese Wendung wurde besonders auf das Vorgehen Hitlers bezogen.    Alle Macht in einer Hand vereinigen: das Parlament weitgehend ausschalten, als Gesetzgeber selbstherrlich fungieren; ähnlich: Die Macht in Händen halten. Sich die Macht nicht entreißen lassen: alle Kraft aufbieten, um seine bevorzugte Stellung in der Politik (in der Partei) zu halten, auch: bei einer Auseinandersetzung die Oberhand behalten; ähnlich: Sich an der Macht festklammern: sich nicht verdrängen lassen, sein Amt nicht aufgeben wollen.
   Sich mit aller Macht gegen etwas stemmen: seinen persönlichen Einfluß geltend machen, um eine Entwicklung (Neuerung) zu verhindern. Mächte der Reaktion bekämpfen: den Weg für den Fortschritt ebnen. Mit großer Macht anrücken: eine große Truppenstärke aufbieten. Sich mit einer feindlichen Macht auseinandersetzen: seine Gegner bekämpfen.
   In den Medien ist auch gern von einer ›Ausländischen‹ oder einer ›verbündeten Macht‹ die Rede. In übertragener Bedeutung ist von der ›Macht des Geldes‹, der ›Macht der Gewohnheit‹, der ›Macht der Liebe‹ zu hören. Vgl. das Lied von Gerhard Tersteegen von 1737:

   Ich bete an die Macht der Liebe,
   die sich in Jesu offenbart ...
   (Ev. Kirchengesangbuch 470, Str. 1).

Die Macht des Schicksals: die Unabwendbarkeit, das Vorherbestimmte, ist der Titel einer Oper von Giuseppe Verdi, die 1862 in St. Petersburg uraufgeführt wurde und in der Neufassung 1869 an der Mailänder Scala herauskam.
   Es ist die Macht der Verhältnisse: es ist unabänderlich, die Umstände lassen nichts anderes zu. ›Die Macht der Verhältnisse‹ ist ursprünglich der Titel eines 1815 verfaßten Trauerspiels von Ludwig Robert (1778-1832).
   ›Geistige Macht‹ und ›Überirdische Macht‹ werden gepriesen, ›Himmlische‹, aber auch ›höllische Mächte‹ angerufen.
   Von der Macht der Finsternis ist bereits im Lukasevangelium bei der Gefangennahme Jesu die Rede, der zu seinen Häschern sagt: »Ich bin täglich bei euch im Tempel gewesen, und ihr habt keine Hand an mich gelegt; aber dies ist eure Stunde und die Macht der Finsternis« (Lk 22,53). ›Die Macht der Finsternis‹ ist außerdem der deutsche Titel von L. Tolstois Tragödie ›Vlast' t'my‹ (1887).
   Aus Luthers Trutzlied ›Ein feste Burg ist unser Gott‹ (Ev. Kirchengesangbuch 201) stammt das sprichwörtlich gewordene Zitat: »Mit unsrer Macht ist nichts getan«, das den Menschen in seiner Ohnmacht und Gefährdung auf eine ›Höhere Macht‹, d.h. auf Gottes ›Allmacht‹ verweist. Vgl. auch die Wendung Nicht in jemandes Macht stehen: seine Kräfte und Möglichkeiten übersteigen.
   Kurz vor seiner Hinrichtung am 9.4.1945 im KZ Flossenbürg bezeugte Dietrich Bonhoeffer seinen festen Glauben in den Versen:

   Von guten Mächten
   wunderbar geborgen
   erwarten wir getrost,
   was kommen mag ...

Dagegen meint die Wendung Mit bösen Mächten im Bunde stehen: nach dem Volksglauben einen Teufelspakt geschlossen haben, auf die unheilvolle Wirkung von Dämonen vertrauen. Eine neue Redensart der Jugendsprache ist: Etwas ist eine Macht: es ist eine Wucht.
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