Redensarten Lexikon
Lügenbrücke
Kommst du auch heil über die Lügenbrücke?: Jetzt hast du bestimmt gelogen, deine Lügen und Aufschneidereien sind durchschaut. Die Frage, meist an ein Kind gerichtet, gilt als Aufforderung, bei der Wahrheit zu bleiben, und bezieht sich auf die bekannte Fabel Gellerts ›Der Bauer und sein Sohn‹. Der Bauer übertrumpft die Lügen seines von der Reise heimkehrenden Sohnes über einen Hund so groß wie ein Pferd, indem er die Lügenbrücke erfindet, auf der man sich sofort ein Bein bricht, wenn man am gleichen Tag gelogen hat. Der nun ängstlich gewordene Sohn reduziert seine Aufschneiderei stufenweise bis zur gewöhnlichen Größe des Hundes und wird durch die List des Vaters überführt. Der Stoff zu Gellerts Schwankfabel beruht auf der 88. Fabel ›Vom lügenhafften Jüngling‹ im ›Esopus‹ des Burkard Waldis. Der Stein auf der Brücke, an den der Lügner stößt und sich das Bein bricht, ist eine Erfindung Gellerts, er fehlt in der sonstigen Uberlieferung. In der oralen Tradition wird der Stoff zum Schwankmärlein umgestaltet und souverän von den Erzählern um neue Züge bereichert.    Aus Gellerts Gedicht wird ein Vers redensartlich gebraucht, wenn man jemanden bei einer offensichtlichen Lüge ertappt: »Die Brücke kömmt Fritz, Fritz wie wird dir's gehen«, auch abgewandelt zu: Fritz, Fritz! Die Brücke kömmt ( Brücke).
   Ähnlich sagt man auch: Wenn das Wort eine Brücke wäre, zu ergänzen: ›dann wäre es eine Lügenbrücke‹, d.h., man würde sich auf ihr ein Bein brechen, Wort.

• BÜCHMANN; K RANKE: Die Lügenbrücke, in: Festschrift Mathias Zender – Studien zu Volkskultur, Sprache und Landesgeschichte, hg. von Edith Ennen und Gunther Wiegelmann, Band II (Bonn 1972),S. 868-874.
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