Redensarten Lexikon
Links
Die Linke kommt von Herzen sagt man, wenn man die rechte Hand nicht frei hat, um jemandem die Hand zu geben, und man statt dessen die linke Hand gibt. Die Redensart ist eigentlich ein Euphemismus, denn links ist nach dem Volksglauben die ungünstigere, unglückbringende Seite; die Wendung, daß die Linke ›von Herzen‹ kommt, soll nur diese ursprüngliche Unglücksbedeutung beschönigen. Ähnliche Wendungen sind zum Teil auch in den Mundarten geläufig, z.B. in der Uckermark ›Linkerpoot schlag' Dübel dot!‹    Jemanden links liegen lassen: ihn vernachlässigen, ihn nicht beachten. Auch hier bezieht sich links auf die ungünstige Seite, wie sie vielen abergläubischen Regeln geläufig ist. Ebenso: Mit dem linken Bein zuerst aufgestanden sein: frühmorgens schlecht gelaunt sein; wer mit dem linken Bein zuerst aufsteht, hat den ganzen Tag schlechte Laune; vgl. französisch ›s'être levé du pied gauche‹. Zwei linke Hände haben: ungeschickt sein; beim gewöhnlichen Rechtshänder ist die linke Hand tatsächlich ungeschickter und weniger geübt als die rechte; literarisch schon 1847 bei Grillparzer; vgl. französisch ›être gaucher des deux mains‹ (wörtlich: auf beiden Händen Linkshänder sein).
   Jemanden (auf) links drehen: ihn ärztlich gründlich untersuchen; das Bild ist vom Wenden eines Anzugs hergenommen, der zur gründlichen Reinigung auf links gedreht wird.
   Nicht wissen, was rechts oder links ist: sich gar nicht auskennen. Nach Jona 4, 11 sprach Gott: »Und mich sollte nicht jammern Ninives, solcher großen Stadt, in welcher sind mehr denn hundertundzwanzigtausend Menschen, die nicht wissen Unterschied, was rechts oder links ist?«
   Die rechte Hand nicht wissen lassen, was die linke tut Hand.
   Ging einer vom Adel eine eheliche Verbindung mit einer Bürgerlichen ein, eine »Mesalliance«, so sagte man: ›Sie ist ihm links angetraut worden‹. – Sie durfte auch nicht an seiner ›rechten‹ Seite gehen – wie Gleichgestellte.
   In Mythen, Sagen und Märchen ist links oft die weibliche, rechts die männliche Seite. Schon im alten Ägypten galt die linke Hand (Isishand) als die mütterliche, die ›nährende‹ Hand. Sie war als ›manus aequitatis‹ die würdigere vor der rechten, männlichen Hand. Psychologisch wird sie auch gedeutet als die Seite des mehr Unbewußten.

• A. GORNATOWSKI: Rechts und Links im antiken Aberglauben (Diss. Breslau 1936); P. HAJDU: Die Benennung der Begriffe rechts und links als Ausdruck der Beziehung zwischen Sprache und Denken (= Acta Linguistica I), Budapest 1951, S. 171-248; L. RÖHRICH: Artikel ›Links und rechts‹, in: Religion in Geschichte und Gegenwart 3IV, Spalte 382; W. DANCKERT: Symbol, Metapher, Allegorie im Lied der Völker, II (Bonn – Bad Godesberg 1977), S. 746-759.
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