Redensarten Lexikon
Leute
Er ist einer von unsere Leut: er gehört zu uns, ist mit uns verwandt, gehört zur selben Gruppe. Die jüdische Redensart ist durch eine Posse von David Kalisch (1820-72) mit dem Titel ›Einer von unsere Leut‹ literarisch geworden (1870).    Das sind die besten Leute: sie sind (wieder) gut Freund miteinander, sagt man, um eine stattgefundene Versöhnung auszudrücken. Unter den Leuten gewesen sein: Erfahrungen gesammelt haben; Menschenkenntnis besitzen; vgl. französisch ›avoir parcouru le monde‹ (wörtlich: durch die Welt gezogen sein).
   Sich nicht unter die Leute wagen: sich seines Aussehens schämen; menschenscheu sein. Da streiten sich die Leut' herum ist ein Zitat aus dem ›Hobellied‹ aus Raimunds ›Verschwender‹ von 1833.
   Etwas unter die Leute bringen: bekanntmachen, ein Gerücht ausstreuen; niederdeutsch ›dat is unner de Lüde‹, so geht das Gerücht, so erzählt man sich.
   In der Leute Mäuler sein: im Gerede sein; in üblem Ruf stehen. Vgl. niederländisch ›Hij is op der lieden tong‹.
   Die bösen Leute sind an ihm sagt man, wenn ein Kind ständig schreit und dabei verfällt. Die Redensart bezieht sich wohl auf den Glauben an Hexen, die dem Kind etwas angetan haben.
   Du willst wohl alte Leute foppen (niederdeutsch: ›Du wullt wol olle Lit foppen‹) sagt man zu jemandem, der Unglaubliches erzählt.
   Geschiedene Leute sein: nichts mehr miteinander zu tun haben (wollen) – meist in Verbindung mit einer Drohung gebraucht.
   Aus Kindern werden Leute: auch erwachsene, vernünftige Menschen. Im Badischen heißt es: ›Berg und Tal komme nit zamme, aber d'Leut‹; ›Von de reiche Leut muss mr spare lerne‹; scherzaft: ›s geht halt de Mensche wie de Leut‹. Scherzhafte Aufforderung für allzu seßhafte Gäste: ›Mr welle ins Bedd go, daß d' Lidd haim kenne, sunscht halde mr si noch lang uff‹.

• Hessen-Nassauisches Volkswörterbuch 2, 137, 47ff.: L. BERTHOLD: Sprachliche Niederschläge absinkenden Hexenglaubens, in: Volkskundliche Ernte. H. Hepding dargebracht in: Gießener Beiträge zur deutschen Philologie 60 (1938), S. 32-39, besonders S. 35f.
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