Redensarten Lexikon
Letzte
Das Sprichwort Der letzte sein ist nimmer gut verdeutlicht die allgemeine Anschauung des Volkes, nach der dem Menschen, der mit seiner Arbeit zuletzt fertig wird oder der als letzter bei einer Zusammenkunft erscheint, ein Makel anhaftet. Der Schnitter, der die letzte Garbe auf dem Feld abmäht, wird gehänselt; der Langschläfer erhält an bestimmten Tagen im Jahr einen Spottnamen, und bei Wettkämpfen ist nach wie vor derjenige der eigentliche Verlierer, den man im Sportjargon als ›Schlußlicht‹ zu bezeichnen pflegt. Selbst beim Spiel der Kinder ist dieser Brauch als ›Letzten geben‹ zu beobachten. Vgl. ›Der letzte Mohikaner‹, ›Das letzte Gefecht‹, ›Letztes Aufgebot‹ oder ›Das ist das Letzte‹. Die Sinngebung des Sprichworts ›Den Letzten beißen die Hunde‹ ergibt sich aus der realen Beobachtung: Das schwächste Tier bleibt auf der Flucht zurück und wird leicht eine Beute der Verfolger (Wolf, Gepard, Falke, Fuchs usw.), aller Feinde, die auf Nahrungssuche sind. Bis in die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein – wurde genauer differenziert durch die Wendung ›Als Letztes, aber nicht als Geringstes‹ (englisch ›last, but not least‹). In Deutschland geriet sie freilich in Vergessenheit. Anders in England; dort blieb sie bis in die heutige Zeit hinein eine sehr beliebte Formel, im Sinne von: nicht zuletzt, nicht zu vergessen.    Das Letzte versuchen (aus sich herausholen): das letzte Mittel einsetzen, noch einmal alle Kraft zusammennehmen, um ein Ziel zu erreichen.

• C.G. KNORRE: Usum Paremiae Iuris Germanici: ›Der Letzte thut die Türe zu‹, in: Successione Coniugum (Hallae 1741); ANONYM: ›Ein Beitrag zur Erläuterung des Sprichwortes: Den letzten beißen die Hunde‹ in: E.E. Klein: Merkwürdige Rechtssprüche der Hallischen Juristenfakultät (Berlin 1797), vol. II, No. 30; C.W. VON SYDOW: Die Begriffe des Ersten und Letzten in der Volksüberlieferung mit besonderer Berücksichtigung der Erntebräuche, in: Folk-Liv (1939); A. ESKERÖD: Årets Äring. Nordiska Museets Handlingar 26 (Stockholm 1947); D. SAUETMANN: Der Letzte im Pfingstbrauch, in: Zeitschrift für Volkskunde 64 (1968),S. 228ff.; W. MIEDER: Angloamerikanische und deutsche Überlieferung des Ausdrucks ›last (but) not least‹, in: Der Sprachspiegel 37 (1981), S. 131-134,162-166; P. PORTMANN (HRSG): Di letschti Chue tuet's Törli zue (Frauenfeld 1983).
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