Redensarten Lexikon
Lehrgeld
Lehrgeld geben (zahlen): eine Erfahrung teuer erkaufen, durch Schaden klug werden. Den kulturgeschichtlichen Hintergrund der Redensart bildet das Lehrgeld, das früher im Handwerk für die Ausbildung des Lehrlings von dessen Eltern an den Meister bezahlt werden mußte. Doch ist die Wendung schon im 16. Jahrhundert in übertragener Bedeutung bezeugt; sie ist z.B. sprichwörtlich bereits in den Sammlungen des Humanisten Joh. Agricola und bei Sebastian Franck gebucht. Joh. Mathesy sagt in seinem Syrachkommentarvon 1554: »Lehrgeld muß jeder geben«. Bei Zincgref heißt es 1644 in seinen ›Apophthegmata‹: »Wenn einer irgend betrogen ward, pflegt er zu sagen:...fromme Leut müssen täglich Lehrgeld geben«. Joh. Balth. Schuppius bekennt in seinen ›Lehrreichen Schriften‹ von 1684: »Ich kenne die Welt, ich habe aber gar zu viel Lehrgeld aus geben, bis ich die Welt hab kennen lernen«. Und Chr. M. Wieland gesteht: »Wenigstens hab ich ein hübsches Lehrgeld für dieses Stück meiner Weltkenntnis gegeben«. Vgl. niederländisch ›Hij heeft leergeld gegeven‹.    Bekannt ist auch die Wendung Laß dir dein Lehrgeld (Schulgeld) zurückgeben für den, der es nie lernt, der sich als ungeschickt erweist.
• R. WISSELL: Des alten Handwerks Recht und Gewohnheit, 2 Bde., Band II (Berlin 1929); L. RÖHRICH und G. MEINEL: Redensarten aus dem Bereich von Handwerk und Gewerbe, in: Alemannisches Jahrbuch (Bühl/Baden 1973).
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