Redensarten Lexikon
Lauge
Einen mit scharfer Lauge waschen: ihn scharf tadeln, ihn tüchtig ›Herunterputzen‹, ›Jemandem den Kopf waschen‹, Kopf; ähnlich Einem scharfe Lauge aufgießen; Einen mit Lauge taufen. Der Ausdruck Lauge in diesen Wendungen geht auf die Badegepflogenheiten des 16. Jahrhunderts zurück. So sagt die Heldin in Paul Rebhuhns Drama ›Susanna‹ (1536), was neben Seife,Öl und reinem Tuch zum Baden gehöre:
   Eine reine laug,
   Die zu meinem haubte taug.

Doch wird der Ausdruck schon in derselben Zeit in übertragener Bedeutung redensartlich gebraucht. Bei Johann Fischart findet sich in der ›Geschichtklitterung‹: ›Das ist Laug für seinen Kopf‹, d.h., so muß man ihn behandeln; das wird bei ihm wirken. Burkard Waldis sagt 1527 in seinen Äsopischen Fabeln: »Sie sind alle mit der Lauge begossen«, im Sinne von sie sind alle hereingefallen (vgl. ›wie ein begossener Pudel‹). In einem Stuttgarter Kodex aus dem 16./17. Jahrhundert heißt es von der Stadt Ulm: »Es seye dieser Ketzerstatt schon etlichmal ein Laug übergossen worden, sie müsse einmal ausgerieben werden«. Bei Abraham a Sancta Clara findet sich: »mit der gleichen Lauge gewaschen werden« = gleiches Schicksal mit jemandem erdulden müssen. Das heute verbreitete Sprichwort ›Auf einen grindigen Kopf gehört scharfe Lauge‹ ist in ähnlich drastischer Form schon bei Chr. Lehmann im ›Florilegium politicum oder politischen Blumengarten‹ (Lübeck 1639) verzeichnet: »Offt ist zum unsinnigen Kopff kein besser Recept, als ein rot Laug«. Auf italienisch heißt es jedoch resignierend: ›Chi lava la testa all'asino, perde il ranno ed il sapone‹ = ›Wer dem Esel den Kopf wäscht, vergeudet die Lauge und die Seife‹.
   Die Lauge seines Spottes über jemandem ausschütten: ihn scharf verspotten. Der humanistische schwäbische Dramatiker Nikodemus Frischlin (1547-90) warnt: »Hoffkatzen ... grüssen die Leut freundtlich under Augen, Dahinter giessen sie ein Laugen«. 1647 bei Joh. Gerlingius (›Sylloge adagiorum‹ Nr. 24): »Aceto perfundere (wörtlich: ›mit Essig übergießen‹). Einen hönisch oder für einen Jecken halten«. Bei Peter Rosegger heißt es 1875 im ›Waldschulmeister‹: »Seine Predigten sind scharf wie Lauge«.
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