Redensarten Lexikon
laufen
Sich auf dem laufenden (er-)halten, auch Auf dem laufenden sein: sich immer über alle Neuigkeiten und Fortschritte unterrichten. Die Redensart verdankt ihre Entstehung einem Übersetzungsfehler: sie soll das französische ›au courant‹ wiedergeben, wobei hier ›courant‹ = Strömung, Lauf der Welt bedeutet.    Auf etwas zu laufen wissen: sich mit etwas beschäftigen und daraus seinen Lebensunterhalt gewinnen, wie der Seiltänzer, der auf dem Seile läuft, d.h. eine schwierige und gefahrvolle Aufgabe meistert.
   Nach etwas lange laufen müssen, auch Von Pontius zu Pilatus laufen müssen: viele (erfolglose) Wege (Anstrengungen) unternehmen müssen. Etwas läuft: eine Angelegenheit ist in Angriff genommen worden, es geht etwas vor, eine Arbeit geht ohne Hindernisse voran. Die Frage Was läuft?: was geht vor? ist im Halbwüchsigendeutsch der Gegenwart üblich und vermutlich dem Roulettespielerjargon entnommen, in dem die Frage bedeutet, welche Chance im Augenblick günstig sei. Die Wendung kann aber auch mit dem Ablauf einer Filmspule in Verbindung gebracht werden, so daß ihr Ursprung nicht gesichert erscheint. Alles laufen lassen: tatenlos zusehen, sich nicht um eine wichtige Angelegenheit kümmern, nichts unternehmen, um einer Sache Einhalt zu gebieten, um eine drohende Gefahr abzuwenden; eigentlich einen ins Rollen gekommenen Wagen nicht bremsen; vgl. französisch ›laisser courir‹.
   Zahlreich sind die redensartlichen Vergleiche, von denen Wander (II, Spalte 1813ff.) sehr viele anführt, z.B. Er läuft darüber hin wie der Hahn über die Kohlen: sehr schnell und vorsichtig; Er läuft davon wie der Teufel vor dem Kreuz: er flieht voller Abscheu und Entsetzen; Er läuft wie ein Faßbinder ( Bürstenbinder): er muß sich wie ein Faßbinder beeilen, der dem rollenden Faß die Reifen antreibt. Die schweizerische Redensart ›Er laufft uff dütsche Sohle‹ meint: er hat die Schuhsohlen durchgelaufen.
   Schieflaufen schief.
   Ferner: ›Laufen wie auf Eiern‹, ›Wie der Bettelmann‹, ›Wie ein Huhn im Regen‹, ›Wie ein Krämersgaul‹, ›Wie ein Salzmännle‹ ›Wie ein Storch im Salat‹. ›Laufen wie ein Döpken‹ (Kreisel, d.h. ebenso reibungslos); ›Laufen wie ein Hamster im Rad‹, d.h. vergeblich, ohne Effizienz. ›Wissen, wie der Hase läuft‹: Bescheid wissen, Hase. ›Nachtigall, ich hör dir laufen‹: du bist durchschaut, Nachtigall.

Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs' noch Esel auf. Karikatur von Haitzinger, vom 16.VIII.89. Aus: Badische Zeitung., vom 3.X.1990.
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