Redensarten Lexikon
Larve
Einem die Larve (Maske) abreißen (abziehen) oder vom Gesicht reißen: ihn in seiner wahren Gestalt zeigen, ›Entlarven‹, seine Absichten enthüllen; vgl. französisch ›arracher le masque à quelqu'un‹. Eine ähnliche Wendung findet sich schon bei Luther: »Habe ich wollen die Larven anzeigen, die Herzog George aufgesetzt hat, damit sie die Mummerei kennen«. Schon die Römer haben diese Wendung in übertragenem Sinne gebraucht: ›personam detrahere capiti‹ (Martial 3,43,4). Joh. Georg Forster verwendet 1791 in seinen ›Ansichten vom Niederrhein‹ die Ausdrücke »hinter der Larve der Demokratie versteckt« und »hinter der bedeutsamen Larve ein Schafsgesicht verstecken«, was an die lateinische Wendung ›pulchra larva cerebrum non habens‹ (= ein schönes Gesicht ohne Verstand) erinnert. Schiller sagt in der ›Macht des Gesanges‹: »Des Jubels nichtiges Getöse verstummt und jede Maske fällt«, in den ›Räubern‹ heißt es: »Er ist's trutz seiner Larv«. Grillparzer schreibt: »Ich würde unbedachtsam kühn die schöne Larve vom Gesichte reißen«. Hölderlin spricht im ›Hyperion‹ von »dem Kriege, den man unter der Larve des Friedens führt«.    Im 17. Jahrhundert schon wandelt sich Larve auch zur Bezeichnung des Trägers; in Schwaben sagt man: ›Die hat eine schöne Larv‹, und meint damit das Gesicht eines Mädchens; das Mädchen bezeichnet man auch pars pro toto als Lärvchen. Im Rheinland sagt man: ›schlag ihm eine an die Larv‹ (ins Gesicht). Larve steht für Gesicht auch im Schweizerischen, wo ›eine Larve machen‹ ein Gesicht schneiden heißt. Ein schweizerischer Spruch warnt: ›I schön G'sichtli vergaff di nit, 's chönnt au e Larvli si‹.
   Ebenso häufig ist die entsprechende Wendung Die Larve (Maske) fallen lassen (ablegen): sein wahres Gesicht zeigen, seine Tarnung preisgeben, seinen wahren Charakter zu erkennen geben, seine Absichten enthüllen; vgl. französisch ›jeter ...‹ oder ›lever le masque‹ oder ›ôter son masque‹. Maske.
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