Redensarten Lexikon
Lampe
Einen auf die Lampe gießen (schütten): ein Glas Alkohol (Schnaps) trinken; auch in den Mundarten, z.B. rheinisch ›änen of de Laterne schidden‹. vgl. französisch ›s'en mettre plein la lampe‹: unmäßig trinken und essen. Das Bild stammt nicht von der Öllampe, sondern geht auf französisch ›lamper‹ = übermäßig, in kräftigen Zügen trinken, zurück. Den Säufer kennzeichnet oft eine dicke (glüh)rote Nase, ein ›Lötkolben‹, ›Eine rote Lampe‹. Sie muß – und der Gedanke mag zur Entstehung der Redensart beigetragen haben – wie die ›ewigen Lampen‹ in der Kirche von Zeit zu Zeit ›Öl‹ erhalten, nachgefüllt werden.    Das Lebenslicht erscheint auch als Lampe, entsprechend dem Schlagerlied:

   Freut Euch des Lebens,
   Weil noch das Lämpchen glüht.
   (Gesellschaftslied von M. Usteri, 1796).

Durch Alkohol verlängert man die Brenndauer. Entsprechend Zuviel auf die Lampe gegossen haben und Einen auf der Lampe haben: betrunken sein. Das Bild findet sich schon im 12. Jahrhundert in der Beichte des Archipoeta: »Poculis accenditur animi lucerna«, was G.A. Bürger 1777 übersetzt mit: »Echter Wein ist echtes Öl zur Verstandeslampe«. Die Arbeit riecht nach der Lampe: sie verrät durch ihre anmutlose Form das nächtliche Studium, d.h., sie zeugt mehr von Fleiß und verbissenem Ehrgeiz als von wirklicher Begabung und genialem Schwung. Die Redensart, die man heute meist auf literarische Arbeiten bezieht, wurde zuerst von dem griechischen Redner Pythéas (um 330 v. Chr.) auf die Reden des ihm verhaßten Demosthenes (384-322 v. Chr.) angewendet, von denen er behauptete, daß sie »nach den Lampendochten röchen«, bei denen er gearbeitet hätte (Büchmann), Licht, Lebenslicht.

• A. HABERLANDT: Artikel ›Lampe‹, in: Handbuch des Aberglaubens V, Spalte 894-895; J. JEREMIAS: ›Die Lampe unter dem Scheffel‹, in: Zeitschrift für Neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche 39 (1940), S. 237-240; P.H. NIEBYL: ›Old Age, Fever, and the Lamp Metaphor‹, in: Journal of the History of Medicine and Allied Sciences 26 (1971), S. 351-368; M. LURKER: Wörterbuch biblischer Bilder und Symbole, Artikel ›Lampe und Leuchter‹ (München 1973), S. 187-189.
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