Redensarten Lexikon
Lack
Das Wort Lack wird in Redewendungen in zwei entgegengesetzten Weisen gebraucht, einmal als äußerlich gutes Aussehen, das andere Mal als schadhaftes Aussehen, etwa als Fleck usw., auch als Schande und Schmach; dazu kommt ein häufiger ambivalenter Gebrauch. Mit der Sache kam das Wort im 14. Jahrhundert nach Deutschland: italienisch und mittellateinisch lac(c)a ist ursprünglich der Name für eine Mückenart, lacca ilicis, die im Altindischen laksa (›hunderttausend‹) heißt, wegen ihres Auftretens in Schwärmen. Aus Absonderungen dieses Insektes wurde im Mittelalter der nach ihm genannte Lack gewonnen. Mit Lack wurde gesiegelt (seit dem 16. Jahrhundert), ferner gab man Möbeln und Gebrauchsgegenständen – und auch Damen – ein schönes, gefälliges Aussehen. In diesem Sinne wird das Wort vom 15. Jahrhundert bis heute mehr oder weniger übertragen gebraucht. So heißt es in einem Gedicht des Barockdichters Daniel Schoppe: »Kein Florentiner Lack bemalte ihr Gesicht«, was real gemeint ist. Übertragen ist die schwäbische Wendung: Frauen, die ihre Kinder selber stillen ›lassen (vor der Zeit) Lack‹, werden früher alt und häßlich. Lack als festlicher Putz findet sich in vielen (vor allem rheinischen) Redensarten: Er ist im Lack: er ist in festlicher Kleidung; er schmeißt (wirft) sichin Lack: er zieht sich festlich an. Dieser Wendung haftet meist auch etwas Abfälliges an im Sinne des Sprichwortes ›Wenn der Lack weg ist, zeigen sich die Wurmstiche‹ oder der Wendung Der Lack ist ab. In der redensartlichen Formel In Frack und Claque (Klapphut) und Lack bezeichnet Lack wohl ursprünglich die zum Gesellschaftsanzug gehörenden Lackschuhe. Immer haftet diesen Redewendungen, in denen Lack als Putz erscheint, etwas von Tadel an. Deutlich wird das in der Bezeichnung Lackaffe für einen eingebildeten, aufgemachten Gecken, ebenso in Lackel, der sowohl einen Gecken als auch einen unflätigen Menschen bezeichnen kann. Bei Lackel kann noch die Bezeichnung Lakai als volkstümliche Stütze dienen. Statt vom Lackaffen spricht man auch von einem Lackierten Affen oder man sagt: Er hat sich die Schnuß lackiert: er hat sich geckenhaft zurechtgemacht, den Mund beschmiert, aber auch: sich betrunken.
   Fertig ist der Lack ( Laube) sagt man beim Abschluß einer wohl meist nicht sehr qualitätsvollen Arbeit, die man durch einen letzten Anstrich noch zu retten sucht. Der Lackanstrich gibt einer minderwertigen Ware ein glänzendes Aussehen. Jemand, der auf etwas Derartiges hereinfällt, ist der Lackierte oder Gelackmeierte. Eine erweiterte Berlinisch Version lautet: ›Ich bin der lackierte Europäer‹. Das Verb ›lackieren‹ ist hier unlogisch verwandt, weil ja eigentlich nicht der Betrogene, sondern die Sache lackiert wird.
   Möglicherweise nicht mehr im Sinne von Lack = Firnis, sondern im Anschluß an althochdeutsch lahan = tadeln sind folgende Wendungen zu verstehen: Einen Lack haben: einen Fehler haben, z.B. ›Das Pferd hat einen Lack‹. Der hat Lack an: er ist nicht ohne Tadel; vgl. französisch ›Il a du vernis‹: Er hat ein glänzendes Aussehen, aber der Schein kann trügen.
   Einem einen Lack anhängen jemandem etwas Böses nachsagen; ebenso: Lack auf einen werfen (Rheinland); ›er hat Lack am Lif‹ (Leib), er hat ein körperliches Gebrechen (Rheinland). Niederdeutsch ›Dai hiät sick en Lack makt, dat kliäwet iän titliäwens an‹, der hat sich einen Lack gemacht, das klebt ihm zeitlebens an. Allerhand Lack und Plack ohne Sack (Rheinland): viel Mühe und Gebrechen.
   Zu der Zeit, als der kleine PKW ›Hanomag‹, der ›wildgewordene Kohlenkasten‹, der ›Chausseefloh‹, der schon auf 100 m Entfernung freundlich Tageszeit nickte, unsere Straßen bevölkerte, war über ihn eine ›freundliche‹ Beschreibung im Umlauf: ›Zwei Pfund Löcher, zwei Pfund Lack – fertig ist der Hanomag‹.
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