Redensarten Lexikon
Kupferstecher
Mein lieber (oder alter) Freund und Kupferstecher!: eine im mittleren und nördlichen Deutschland, besonders in Berlin und Sachsen, gebräuchliche, halb ironische, halb vertrauliche Anrede an jemanden, mit dem man sich irgendwie auseinandersetzt. Literarisch z.B. 1892 bei Th. Fontane in ›Frau Jenny Treibel‹ (8. Kapitel): »Das hat so sein sollen, Freund und Kupferstecher; mitunter fällt Ostern und Pfingsten auf einen Tag«. Es ist noch nicht geklärt, warum sich gerade der Beruf des Kupferstechers in dieser Formel erhalten hat. Zweifellos ist in dieser Redensart der Beruf des Kupferstechers gemeint, denn aus dem Obersächsischen sind zwei sehr verwandte Ausdrücke bezeugt, die genaue Parallelen zu unserer Wendung darstellen: ›Alter Freund und Bildermann!‹, schon 1803 bei L. Lorenz in ›Ein Denkmal aus dem Erzgebirge‹ belegt: »do biste freilich of'n Holzwag, alter Freund und Bildermann«. Der Bildermann war ein auf den Jahrmärkten anzutreffender Schausteller, der die Erzeugnisse der Kupferstecherei verkaufte. Eine weitere obersächsische Redensart lautet: ›Alter Freund und Petschaftsstecher‹ An ein Gedicht Rückerts ›An den Gevatter Kupferstecher Barth‹ (Gesammelte poetische Werke, Band 7, S. 66) anzuknüpfen, geht deshalb kaum an; dazu ist das unbedeutende Gedicht zu wenig bekanntgeworden.
• H. WALTHER: ›Alter Freund und Kupferstecher‹, in: Sprachdienst 18 (1974), S. 197-198; H. KÜCHLER: ›Alter Freund und Kupferstecher‹, in: Sprachdienst 19 (1975), S. 112; R. DIETRICH: ›Alter Freund und Kupferstecher‹, in: Sprachdienst 19 (1975), S. 201-205.
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