Redensarten Lexikon
Kunst
Die Kunst durch den Trichter saufen: prahlen, daß man etwas vermöchte, was man in Wirklichkeit nicht kann; die Redensart war schon Geiler von Kaysersberg bekannt, ist aber heute nahezu ausgestorben. Kunst ist von Gunst abhängig, wo sie nichts auszurichten vermag und also eigentlich auch nichts verdient, sagt man: Hier geht meine Kunst betteln. Lessing schreibt im ›Jungen Gelehrten‹ (I,6): »Bei dem geht meine Kunst, meine sonst so wohl versuchte Kunst, betteln«, in ›Emilia Galotti‹ (I,2) sagt Conti: »Die Kunst geht nach Brot«. Diese Redensart, die bereits in Luthers Sprichwörter-Sammlung erscheint, reicht wahrscheinlich ins Mittelalter zurück.    Das ist keine Kunst: das ist leicht, das kann jeder; ursprünglich wohl auf Akrobatenkunststücke und ähnlich Darbietungen zu beziehen, die für Kunst ausgegeben wurden; vgl. französisch ›C'est tout un art‹: das will gelernt sein; in ironischer Abkürzung: Kunststück! Was macht die Kunst?: Wie geht es beruflich? Zunächst dachte man bei dieser Frage wohl tatsächlich an eine künstlerische Betätigung, heute meint die Redensart das allgemeine Können und überhaupt die allgemeinen Lebensumstände im Sinne von ›Wie geht's?‹
   Nach allen Regeln der Kunst Regel; vgl. französisch ›Selon toutes les règles de l'art‹.
   Mit seiner Kunst am Ende sein: nicht mehr zur Lösung eines Problems beitragen können. Es kann sich dabei sowohl um ein handwerkliches als auch um ein geistiges Problem handeln.

• A. JACOBY: Artikel ›Kunst‹, in: Handbuch des Aberglaubens V, Spalte 817-836.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Kunst