Redensarten Lexikon
Kümmel
Einem den Kümmel reiben: einem gehörig die Meinung sagen, ›Die Leviten lesen‹. Kümmel ist ein kleinkörniges Gewürz; Kümmel spalten bedeutet dementsprechend von pedantischer Kleinlichkeit sein, ›Haare spalten‹; einen kleinlichen Kaufmann, eine geizige Person nennt man ›Kümmelspalter‹: Schon Platon redet im ›Symposion‹ von einem Menschen, der ein Kümmelkorn spaltet, um die Hälfte sparen zu können, und Aristophanes gebraucht in den ›Wespen‹ das Wort ›kümmelkressespaltend‹. Das schweizerische ›Chümichknüpfer‹ meint dagegen jemanden, der eine unnütze, unsinnige Arbeit verrichtet. Ein Schimpfwort ist auch ›Kümmeltürke‹; es bezeichnete um 1790 den Studenten im Bereich der Stadt Halle, denn bei Halle wurde Kümmel angebaut, weswegen man die dortige Gegend auch ›Kümmeltürkei‹ nannte. Nachdem die Grundvorstellung in Vergessenheit geriet, wurde das Wort ein allgemein Schelt- und Schimpfwort.
• H. MARZELL. Artikel ›Kümmel‹, in: Handbuch des Aberglaubens V, Spalte 805-807.
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