Redensarten Lexikon
Krug
Zu tief in den Krug gesehen haben: betrunken sein; Den Krug immer am Munde haben: immer durstig sein, trinken. Einem auf den Krug klopfen: ihn prüfen, vgl. ›Einem auf den Zahn fühlen‹, Zahn.    Krüge und Hafen brechen: sich unbeherrscht zeigen, ›Einander mit gleicher Münze heimzahlen‹, Münze. Sebastian Brant schreibt über das schlechte Beispiel der Eltern (›Narrenschiff‹,49):

   so werdent kynd den eltern glich
   Wo man vor jnn nit schamet sich
   Und krueg vorjnn / vnd haefen bricht.

   In einem mittelalterlichen Fastnachtsspiel (Zingerle, 85) heißt es: »Dann ikliches hab am andern genüg, wenn prech ich hafen, so prechst du krüg«.
   Ohne Krug zum Brunnen gehen: ohne die nötige Ausrüstung sein, einen erfolglosen Gang unternehmen.
   Das Sprichwort ›Der Krug geht so lange zum Brunnen (Bach, Wasser), bis er bricht‹, alles geht einmal zu Ende, jedes Unrecht wird schließlich doch einmal bestraft, ist in vielen Sprachen bekannt (vgl. französisch ›Tant va la cruche à l'eau qu'à la fin elle se casse‹) und bereits bei Sebastian Franck in seinen ›Sprichwörtern‹ (I,76b) verzeichnet. Je nach Anwendung bedeutet es eine direkte Warnung, sich nicht zu sicher zu fühlen, oder es drückt die beruhigende Gewißheit Unbeteiligter aus, daß etwas nicht auf die Dauer gutgehen kann, daß ein plötzlicher Wandel eintreten muß, wenn der rechte Zeitpunkt gekommen ist. ›Krug‹ steht vielfach für Frau, der ›Zerbrochene Krug‹ – so auch in H. von Kleists Lustspiel ›Der zerbrochene Krug‹ – für die fragliche oder verlorene Unbescholtenheit und Jungfräulichkeit eines Mädchens. Analog hierzu französisch ›un pot filé dure plus qu'un neuf‹.

• P.J. VINKEN: Some observations on the Symbolism of the broken pot in art and literature, in: American Imago 15 (1958), S. 149-174; G. ZICK: Der zerbrochene Krug als Bildmotiv des 18. Jahrhunderts, in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch 31 (1969), S. 149-204; W. MIEDER: ›Der Krieg um den Krug‹: Ein Sprichwortgefecht. Zum 200. Geburtstag von Heinrich von Kleist, in: Muttersprache 87 (1977), S. 178-192; H.E. KÖRNER: ›Das Mädchen mit dem zerbrochenen Krug‹ und sein Betrachter, in: Empfindung und Reflexion. Ein Problem des 18. Jahrhunderts (= Münchner Beiträge zur Geschichte und Theorie der Künste I, hg. von H. Körner, C. Peres u.a.) (Hildesheim 1986).}

Der Krug geht so lange zum Brunnen bis er bricht. P.e.R., Plate XXXVII.
Der Krug geht so lange zum Brunnen bis er bricht. Kolorierter Holzschnitt, französisch., 19. Jahrhundert: ›Un pot fêlé dure plus qu'un neuf‹ (Ein geflickter Topf hält manchmal länger als ein neuer).

Der Krug geht so lange zum Brunnen bis er bricht. Emblematischer Kupferstich, aus: Cats and Farlie (PT 5626 E 5 P 6 1860), Page 41.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Krug