Redensarten Lexikon
Krone
Das setzt der Sache die Krone auf: das ist die Höhe, der Gipfel einer Sache (Frechheit, Gemeinheit), das ist das letzte, was geschehen konnte, was geduldet werden darf. Die Wendung begegnet im ähnlichen Sinne bereits im Griechischen ›koronhn epititenai‹ = den Schluß machen, ist aber im Deutschen als Redensart erst seit dem 18. Jahrhundert bezeugt. Vgl. französisch ›pour couronner le tout ...‹ (um der Sache die Krone aufzusetzen ...). Die deutsche Redensart könnte auch aus der Sprache der Bauleute und Zimmerer stammen, die eine Krone als ›Richtkrone‹ und höchsten Schmuck auf den Dachfirst des Hauses setzen, wenn der Rohbau beendet worden ist und dies gefeiert werden soll. Die Wendung erscheint auch häufig parodiert durch die Verknüpfung mit den Redensart ›Das schlägt dem Faß den Boden aus‹ und ›Das ist ein Schlag (mitten) ins Gesicht‹, woraus sich die Redensart-Mischung Das schlägt dem Faß die Krone (mitten) ins Gesicht gebildet hat, die häufig als Ausruf der Überraschung und Empörung zu hören ist, Faß, Schlag, Schläge. Die berlinische Redensart ›Das ist die Krone von's Janze‹, das ist der Höhepunkt, kann auch im positiven Sinne gebraucht werden.    Die Redensart Jemandem die Krone abnehmen (rauben) geht vielleicht auf die Bibelstelle bei Hiob 19,9 zurück, wo es heißt: »Er (Gott) hat meine Ehre mir ausgezogen und die Krone von meinem Haupt genommen«. Die Wendung hat also den Sinn: jemanden seines Ansehens, seiner Stellung berauben, ihn demütigen.
   Das bricht dir keine(n) Zacke(n) aus der Krone: damit vergibst du dir nichts, das ist nicht unter deiner Würde; auch in imperativischer Form: Brich dir nur keinen Zacken aus der Krone! Daraus entstanden die Verkürzungen: ›Brich dir nur ja keinen Zacken ab‹ und ›Brich dir keinen (nichts) ab!‹ Diese Redensart mutet alt an, ist es aber ebensowenig wie die Wendung Da fällt dir keine Perle (kein Stein) aus der Krone. Die Herleitung von der mit Perlen geschmückten Brautkrone, bei der das Herausfallen einer Perle ein böses Vorzeichen gewesen wäre, erscheint zweifelhaft; sie kann zumindest nicht literarisch gestützt werden.
   Er ist wie die Perle in der Krone; er hat eine bevorzugte Stellung. In manchen Wendungen steht Krone auch für ›Kopf‹: Es ist ihm etwas in die Krone gefahren: das ärgert ihn, das hat er übelgenommen, aber auch: er ist von Sinnen, das hat ihn verwirrt. Jemandem ist etwas in die Krone gestiegen: er bildet sich etwas darauf ein; er hat etwas zuviel (auch: Einen) in der Krone: er ist betrunken, oft heißt es dafür auch einfach: Er hat eine Krone.
   Sich in die Krone legen: sich lebhaft verteidigen.

• L. RÖHRICH: Gebärde – Metapher – Parodie (Düsseldorf 1967), S. 198; M. WIDMANN: ›De coronis‹ (Frankfurt/M.u.a. 1987).
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