Redensarten Lexikon
Kreis
Ein Ereignis zieht (immer weitere) Kreise: es erlangt über den Ort des Geschehens hinaus Bedeutung. Das der Redensart zugrunde liegende Bild ist dies, daß ein ins Wasser geworfener Stein Wellen erzeugt, die sich konzentrisch ausbreiten. In dem Werk ›Idea de un principe politico christiano‹ (1659) von Diego de Saavedra Fajardo findet sich eine Abbildung, die dieses Sinnbild verdeutlicht.    Vgl. französisch ›Un événement fait du remou‹ (wörtlich: Ein Ereignis ruft Wirbel hervor).
   Von gesellschaftlichen Gruppen spricht man als von ›Kreisen‹ (z.B. von feinen, intellektuellen, politischen usw., aber auch von armen, niedrig gestellten Kreisen, meist jedoch in Wortverknüpfungen wie z.B. in Wirtschafts-, Fach-, Finanzkreisen usw.). In der Regel sind es sozial gehobene Schichten, die so bezeichnet werden; so bezieht sich etwa die wienerische Redensart ›z' Kroas (Kreis) renna‹, den Hof machen, eben auf höfische Kreise (Hofkreise).
   Die Worte »Störe meine Kreise nicht« (Noli turbare circulos meos) schreibt man Archimedes zu, der sie einem römischen Soldaten zugerufen haben soll, welcher im Jahre 212 v. Chr. bei der Eroberung von Syrakus in seinen Garten eindrang, wo der Mathematiker gerade damit beschäftigt war, Figuren in den Sand zu zeichnen.

• STRABERGER-SCHUSSER: Artikel ›Kreis‹, in: Handbuch des Aberglaubens V, Spalte 462-478; D. ARENDT: Das Karussell in der Kunst und Literatur, in: Studi Germanici 24/26 (1986-1988), S. 347-379.}

Immer weitere Kreise ziehen. Diego de Saavedra Fajardo: Idea /De Un Principe Politico /Christiano, Amsterdam 1659, Nr. 65.
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