Redensarten Lexikon
Kreide
Mit Kreidestrichen auf einer schwarzen Tafel werden zum Teil noch heute im Wirtshaus die Schulden der Zecher notiert, daher In der Kreide stehen: Schulden haben, In die Kreide kommen (geraten): zum Schuldner werden; davon abgeleitet in übertragenem Sinne: Jemandem etwas ankreiden: jemandem etwas nachtragen, d.h. wie eine Zechschuld aufschreiben, damit sie nicht vergessen wird. Schon in einem Lied aus dem 15. Jahrhundert heißt es: »Er (der Wirt) nem die kreiden in die hand und schreib die Orten (Zeche) an«. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts schreibt Ludwig Hätzer:
... Der dennocht niemand zalen wil,
Der richts als auß mit Kreiden.
Auf Kreide leben: von Kredit leben; Kreide haben: Kredit haben. Scherzhaft verwendet die Redensart Viktor von Scheffel 1854 in seinem Gaudeamuslied ›Der Ichthyosaurus‹ vom Übergang aus der Lias in die Kreideformation:
Die (die Saurier) kamen zu tief in die Kreide,
da war es natürlich vorbei (d.h. sie starben aus).
Mit doppelter Kreide schreiben: Zechschulden doppelt buchen, unlautere Preise verlangen, betrügen; zunächst vom Wirt gesagt, der einem Gast eine zu hohe Rechnung ausstellte, indem er dem Kreidestück zwei Spitzen gab und statt eines Striches zwei machte; leicht konnte er auch, solange man römische Zahlen schrieb, eine II in eine III abändern oder aus einer V (5) eine X (10) machen (vgl. ›Ein X für ein U vormachen‹), ⇨ X. Bei Hans Sachs heißt es (›Der gute und der böse Wirt‹ 26):
Nichts ist da wolfeil, dan ir kreiden:
Darmit sinds gar fertiger hand.
Schreyben für zwe drey an die Wand.
In der Minne-Allegorie ›Meister Altswert‹ (um 1380) finden sich die Worte (248,4):
Nit schrîb mit zwîfalt krîden,
Sag mir die wahrheit ganz!
Vgl. niederländisch ›met dubbel krijt schrijven‹, ›bij iemand in het krijt staan‹.
Kreide (fressen) gefressen haben: sich den Anschein der Unschuld oder Harmlosigkeit geben wie der Wolf im Märchen von den ›sieben jungen Geißlein‹ (Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm 5), ⇨ Kredit.
Mit Kreidestrichen auf einer schwarzen Tafel werden zum Teil noch heute im Wirtshaus die Schulden der Zecher notiert, daher In der Kreide stehen: Schulden haben, In die Kreide kommen (geraten): zum Schuldner werden; davon abgeleitet in übertragenem Sinne: Jemandem etwas ankreiden: jemandem etwas nachtragen, d.h. wie eine Zechschuld aufschreiben, damit sie nicht vergessen wird. Schon in einem Lied aus dem 15. Jahrhundert heißt es: »Er (der Wirt) nem die kreiden in die hand und schreib die Orten (Zeche) an«. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts schreibt Ludwig Hätzer:
... Der dennocht niemand zalen wil,
Der richts als auß mit Kreiden.
Auf Kreide leben: von Kredit leben; Kreide haben: Kredit haben. Scherzhaft verwendet die Redensart Viktor von Scheffel 1854 in seinem Gaudeamuslied ›Der Ichthyosaurus‹ vom Übergang aus der Lias in die Kreideformation:
Die (die Saurier) kamen zu tief in die Kreide,
da war es natürlich vorbei (d.h. sie starben aus).
Mit doppelter Kreide schreiben: Zechschulden doppelt buchen, unlautere Preise verlangen, betrügen; zunächst vom Wirt gesagt, der einem Gast eine zu hohe Rechnung ausstellte, indem er dem Kreidestück zwei Spitzen gab und statt eines Striches zwei machte; leicht konnte er auch, solange man römische Zahlen schrieb, eine II in eine III abändern oder aus einer V (5) eine X (10) machen (vgl. ›Ein X für ein U vormachen‹), ⇨ X. Bei Hans Sachs heißt es (›Der gute und der böse Wirt‹ 26):
Nichts ist da wolfeil, dan ir kreiden:
Darmit sinds gar fertiger hand.
Schreyben für zwe drey an die Wand.
In der Minne-Allegorie ›Meister Altswert‹ (um 1380) finden sich die Worte (248,4):
Nit schrîb mit zwîfalt krîden,
Sag mir die wahrheit ganz!
Vgl. niederländisch ›met dubbel krijt schrijven‹, ›bij iemand in het krijt staan‹.
Kreide (fressen) gefressen haben: sich den Anschein der Unschuld oder Harmlosigkeit geben wie der Wolf im Märchen von den ›sieben jungen Geißlein‹ (Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm 5), ⇨ Kredit.