Redensarten Lexikon
Krebs
Die Krebse füttern: seekrank sein; vgl. französisch ›donner a manger aux poissons‹ (wörtlich: sich erbrechen und damit die Fische füttern). Krebse sieden: vor Scham feuerrot werden. Den Krebsgang gehen (oder nehmen): rückwärts gehen, einen Rückschritt machen, sich verschlechtern, herunterkommen. Schon die Römer sagten: ›Transversus non proversus cedit, quasi cancer solet‹ = er geht schräg, nicht geradeaus, wie es der Krebs (vermeintlich) tut. Die Redensart ist schon dem späten Mittelalter bekannt. Bei Abraham a Sancta Clara, Sebastian Brant, bei Luther, Grimmelshausen usw. ist sie vielfach belegt, z.B. Luther: »Das gehet denn sehr fein für sich, wie der Krebsgang«. 1639 auch bei Lehmann (S. 858, ›Vortgang‹ 1): »Er gehet für sich, als wenn Krebs am Schlitten ziehen, wie die Hühner scharren, wie die Krebse kriechen, wie Bech von Händen, wenn man mit Katzen wolt Hasen fangen, es geht als hätt es das Podagram, es geht als den Kindern, wenn sie aus Kartenblättern steinern Häuser bawen«. Auch im Volkslied wird dieses Bild verwendet: »Und wenn du auch den Krebsgang gehst ...« (E.B. II, Nr. 521,3). scherzhaft auf das Sternbild des Krebses bezogen ist die Redensart in einem Soldatenlied von 1683, wo der besiegte Türke mit Blick auf den Mond als Sinnbild auf der Fahne klagt:
Mein Mond, sonst toll,
Wird nimmer voll,
Im letzten Viertel stehet;
Verkehrt sein Lauf,
Nimmt ab, nit auf,
Zurück im Krebsen gehet.
Immer liegt hier die Vorstellung zugrunde, daß der Krebs sich nicht vorwärts, sondern rückwärts fortbewegt. Vgl. französisch ›marcher à l'écrevisse‹.
Das Sprichwort ›Den Krebs straft man nicht mit Ersäufen‹ bezieht sich auf den Inhalt der bekannten Schildbürgergeschichte.
Jemand hat schwer zu krebsen: er hat Mühe, etwas Bestimmtes zustande zu bringen, um seinen Lebensunterhalt zu kämpfen; es ist nicht leicht zu entscheiden, ob dabei an den mühselig anmutenden Gang des Krebses gedacht wird oder an das beschwerliche Werk des Krebsefangens, wahrscheinlich ist letzteres das Ursprünglichere.
Mit etwas krebsen gehen: durch Berufung auf eine Sache einen Vorteil für sich herauszuschlagen suchen, was ähnlich schwierig wie ›Krebsen‹ (= Krebse fangen) ist.
• M. HOFERER: ›Das ist eine andere Art von Krebsen‹, in: Zeitschrift für den deutschen Unter-
richt 8 (1894), S. 850; O. KELLER: Die antike Tierwelt, 2 (Leipzig 1913), S. 485 -4 87; P. GROTH: Artikel ›Krebs‹, in: Handbuch des Aberglaubens V, Spalte 446-455.
Den Krebsgang gehen. Holzschnitt, Brant: Narrenschiff, 1494, zum Kapitel ›Furwiisenheyt gottes‹.
Die Krebse füttern: seekrank sein; vgl. französisch ›donner a manger aux poissons‹ (wörtlich: sich erbrechen und damit die Fische füttern). Krebse sieden: vor Scham feuerrot werden. Den Krebsgang gehen (oder nehmen): rückwärts gehen, einen Rückschritt machen, sich verschlechtern, herunterkommen. Schon die Römer sagten: ›Transversus non proversus cedit, quasi cancer solet‹ = er geht schräg, nicht geradeaus, wie es der Krebs (vermeintlich) tut. Die Redensart ist schon dem späten Mittelalter bekannt. Bei Abraham a Sancta Clara, Sebastian Brant, bei Luther, Grimmelshausen usw. ist sie vielfach belegt, z.B. Luther: »Das gehet denn sehr fein für sich, wie der Krebsgang«. 1639 auch bei Lehmann (S. 858, ›Vortgang‹ 1): »Er gehet für sich, als wenn Krebs am Schlitten ziehen, wie die Hühner scharren, wie die Krebse kriechen, wie Bech von Händen, wenn man mit Katzen wolt Hasen fangen, es geht als hätt es das Podagram, es geht als den Kindern, wenn sie aus Kartenblättern steinern Häuser bawen«. Auch im Volkslied wird dieses Bild verwendet: »Und wenn du auch den Krebsgang gehst ...« (E.B. II, Nr. 521,3). scherzhaft auf das Sternbild des Krebses bezogen ist die Redensart in einem Soldatenlied von 1683, wo der besiegte Türke mit Blick auf den Mond als Sinnbild auf der Fahne klagt:
Mein Mond, sonst toll,
Wird nimmer voll,
Im letzten Viertel stehet;
Verkehrt sein Lauf,
Nimmt ab, nit auf,
Zurück im Krebsen gehet.
Immer liegt hier die Vorstellung zugrunde, daß der Krebs sich nicht vorwärts, sondern rückwärts fortbewegt. Vgl. französisch ›marcher à l'écrevisse‹.
Das Sprichwort ›Den Krebs straft man nicht mit Ersäufen‹ bezieht sich auf den Inhalt der bekannten Schildbürgergeschichte.
Jemand hat schwer zu krebsen: er hat Mühe, etwas Bestimmtes zustande zu bringen, um seinen Lebensunterhalt zu kämpfen; es ist nicht leicht zu entscheiden, ob dabei an den mühselig anmutenden Gang des Krebses gedacht wird oder an das beschwerliche Werk des Krebsefangens, wahrscheinlich ist letzteres das Ursprünglichere.
Mit etwas krebsen gehen: durch Berufung auf eine Sache einen Vorteil für sich herauszuschlagen suchen, was ähnlich schwierig wie ›Krebsen‹ (= Krebse fangen) ist.
• M. HOFERER: ›Das ist eine andere Art von Krebsen‹, in: Zeitschrift für den deutschen Unter-
richt 8 (1894), S. 850; O. KELLER: Die antike Tierwelt, 2 (Leipzig 1913), S. 485 -4 87; P. GROTH: Artikel ›Krebs‹, in: Handbuch des Aberglaubens V, Spalte 446-455.
Den Krebsgang gehen. Holzschnitt, Brant: Narrenschiff, 1494, zum Kapitel ›Furwiisenheyt gottes‹.