Redensarten Lexikon
Krähwinkelei
Das sind Krähwinkeleien: engstirnige, beschränkte Ansichten; der Ortsname ›Krähwinkel‹ wird zuerst von Jean Paul in seiner Satire ›Das heimliche Klagelied der jetzigen Männer‹ (1801) gebraucht, wenig später (1803) wird er dann in Kotzebues Lustspiel ›Die deutschen Kleinstädter‹ zur allgemein Bezeichnung für räumlich beschränkte Ortsverhältnisse, für kleinstädtische Gesinnung; danach ist jede daraus hervorgehende kleinliche und törichte Streiterei eine Krähwinkelei. Der Ortsname und seine Abarten sind in Bayern, Baden, Württemberg, im Rheinland und in Thüringen häufig anzutreffen, sie beruhen auf dem althochdeutschen ›chrawinchil‹ = abgelegene Einzelsiedlung, wo Krähen nisten. Es ist wie in Krähwinkel: hier herrschen ähnlich verkehrte Ansichten, Engherzigkeit und kleinliches Verhalten wie in einem kleinen Ort aus der Provinz. Die Bewohner von Krähwinkel heißen entsprechend ›Krähwinkler‹ und gelten allgemein als beschränkte, kleinkarierte Kleinstädter. Auf einen Kanton in der Schweiz bezogen findet sich der Ausdruck auch bei G. Keller (›Der grüne Heinrich‹, 3,79): »unsere Regierung nannte er einen Trupp ungeschickter Krähwinkler«.    In den Befreiungskriegen gegen Napoleon (1813-15) entstand ein Spottlied, das den ›Geist‹
eines Landsturmmannes aus Krähwinkel, der vom Krieg nichts wissen will, spiegelt:

   Immer langsam voran,
   immer langsam voran,
   daß der Krähwinkler Landsturm
   mitkommen kann ...

Das Lied enthält zum Teil oppositionelle Strophen, die sich besonders gegen feige und unfähige Offiziere richten, oder es verspottet generell die Kriegführung, aber in gutmütig-gemütlichem Ton.

• ERK-BÖHME, Nr. 1432; W. STEINITZ: Deutsche Volkslieder demokratischen Charakters, I (Berlin 1964), S. 446ff., Nr. 167; L. RÖHRICH und R.W. BREDNICH: Deutsche Volkslieder, Band 2, Nr. 32k, S. 327-329.}

Krähwinkelei. La sortie des Krähwinklois – Caricature de Wunder. Types des estampes sur les Krähwinkler (1820-1830). Aus: L. Grand-Carteret: Les maeurs et la caricature en Allemagne en Autriche en Suisse, Paris 1885, S. 99, Fig. 27.

Krähwinkelei. ›Wie die Krähwinkler die Brunnen klystieren‹, aus: Neuer Züricher Kalender, 1831. Aus: Kalender-Geschichten. Aus Volkskalendern der deutschen Schweiz, ausgewählt und herausgegeben von Katharina Eder, Stuttgart 1982, S. 55.
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