Redensarten Lexikon
Kragenweite
Kragen bedeutet ursprünglich ›Hals‹, ›Kehle‹, ›Nacken‹; die meisten Redensarten mit diesem Wort sind nur von dieser Bedeutung her zu verstehen. Im Niederländischen ist der alte Sinn noch ganz offenkundig: ›een stuk in zijn kraag hebben‹, betrunken sein. Ähnlich Alles durch den Kragen (die Gurgel) gejagt haben: sein Vermögen vertrunken haben. Es geht ihm an den Kragen meint: er geht seiner Bestrafung entgegen, er befindet sich in großer Gefahr. Gleichbedeutend damit ist Es kostet seinen Kragen; literarisch schon 1577 in Johann Fischarts ›Flöhhatz‹. Beide Redensarten beziehen sich wahrscheinlich auf das Erhängen als Hinrichtungsart; sinnverwandt ist auch die stabreimende Formel Es geht um Kopf und Kragen oder Kopf und Kragen daransetzen. Jemandem den Kragen herumdrehen: ihn töten, wie man einem Vogel den Hals umdreht; vgl. französisch ›tordre le cou à quelqu'un‹; ähnlich Jemandem den Kragen strecken. Jemanden beim Kragen nehmen (packen): ihn zur Rede stellen, angreifen; vgl. französisch ›prendre quelqu'un au collet‹: einen festnehmen (umgangssprachlich); Jemanend beim Kragen haben: in der Gewalt haben, in Goethes ›Faust‹ (Auerbachs Keller) sagt Mephisto:
   Den Teufel spürt das Völkchen nie,
   Und wenn er sie beim Kragen hätte.

Wir denken heute dabei an den Rockkragen, obwohl ursprünglich der Hals gemeint war. Geizkragen zur Bezeichnung eines habgierigen Menschen steht als Synonym für›Geizhals‹, den schon Luther als pars pro toto verwendet; Hals, Kopf.
   Ihm platzt der Kragen: er ist sehr erregt, wütend, außer sich vor Zorn; hier ist Kragen schon eher in der heute gültigen Bedeutung zu verstehen, dazu ist an die schwellenden Zornesadern am Hals zu denken, die das Gefühl erzeugen, daß einem der Kragen zu eng wird.
   Einen Kragenknopf verschluckt haben: einen starken Adamsapfel haben.
   Das ist (nich) meine Kragenweite: das sagt mir (nicht) zu, ist (nicht) mein Geschmack, paßt mir (nicht); der zu enge oder zu weite Kragen gibt das Bild für die Redensart ab. In der üblichen Kragenweite: in der gewohnten Weise; Bei der alten Kragenweite bleiben: den Partner (Freund, Freundin) nicht wechseln; Bei der Kragenweite ist ein redensartlicher Ausdruck der Ablehnung.

Jemandem beim Kragen nehmen. Vignette von Moritz von Schwind. Aus: J. Grand-Carteret: Les maeurs et la caricature en Allemagne en Autriche en Suisse, Paris 1885, S. 492.
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