Redensarten Lexikon
Kohl
Den (aIten) Kohl wieder aufwärmen: eine schon erledigte Angelegenheit erneut auftischen; entsprechend ›Aufgewärmter Kohl‹, ›Alter Kappes‹, alte Geschichte, abgedroschenes Zeug; deutsch seit etwa 1700 geläufig, aber schon im Altertum sprichwörtlich. Dies geht aus einem Vers des römischen Satirikers Juvenal (7. Satire, V. 154) hervor, in dem er schreibt: »Occidit miseros crambe repetita magistros«, was etwa bedeutet: ›Immer wieder Kohl (bei den Mahlzeiten zu) wiederholen, das ist euer Tod, ihr armen Lehrer‹; vgl. hierzu etwa das Kinderlied, das sinngemäß ähnlich meint:
   Die Rüben, die Rüben,
   Die haben mich vertrieben,
   Hätt' meine Mutter Fleisch gekocht,
   So wär ich noch geblieben.

Italienisch heißt es: ›Cavolo riscaldo non fui mai buono‹; aus dem Englischen wird eine ähnliche Redensart in Lilys ›Euphues‹ (1580) zitiert: »I set before you colewortes twise sodden«; vgl. französisch ›C'est du réchauffé‹ (Das ist Aufgewärmtes): Das ist eine alte Geschichte.
   Jemanden verkohlen: ihm im Scherz eine Unwahrheit erzählen (vgl. ›Einen Bären aufbinden‹, Bär;
rheinisch ›Kappes reden‹). Von einem, der dies tut, sagt man auch einfach: er ›kohlt‹. Dieses ›kohlen‹ geht möglicherweise auf jiddisch ›kolen‹ = reden, erzählen zurück (von hebräisch quol = Stimme). Im Rotwelschen wird unterschieden zwischen: ›kolen‹ = Wahres und ›bekolen‹ = Falsches erzählen.
   Im Norddeutschen ist gebräuchlich zu sagen: Das macht den Kohl (auch) nicht fett: das nützt nichts, schafft die Sache auch nicht; die Redensart ist schon Luther bekannt, er gebraucht sie mehrfach.
   Im Alemannischen heißt es dagegen: ›Das macht die Geiß nicht fett‹, Geiß; vgl. französisch ›Cela beurre les épinards‹ (wörtlich: Das macht den Spinat fett).
   Wenn man nicht weiß, ob jemand seine Rede ernsthaft oder scherzhaft meint, heißt es niederdeutsch: ›Me weet nich recht, of me met em in'n Käule of in'n Röwen is‹; westfälisch ›Wenn wi innen Käule sind, dann is hei in de Strünken‹; Kraut, Senf.

• H. MARZELL: Artikel ›Kohl‹, in: Handbuch des Aberglaubens V, Spalte 62-74; M. HOFLER: Der Kohl, in: Hessische Blätter für Volkskunde 9, S. 161-190.
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