Redensarten Lexikon
Kobold
Einen Kobold haben: einen heimlichen Helfer besitzen, der alle Arbeit rasch und gut vollenden hilft, der für Gedeihen, Wohlstand und Glück im Hause sorgt. Nach dem Volksglauben ist der Kobold ein Hausgeist, der gern einen Schabernack spielt, lärmt und poltert, der aber auch das Haus bewacht, Diebe und Unheil ankündigt, gute Ratschläge erteilt, das Vieh versorgt und gedeihen läßt. Er verrichtet bestimmte Arbeiten im Haus und im Stall und muß für diese Dienste belohnt werden. Von einer Magd, der die Arbeit besonders rasch von der Hand geht, sagt man deshalb noch heute scherzhaft, daß sie einen Kobold haben müsse, ebenso von einem, dessen Wohlstand sichtlich zunimmt. Aus der volkstümlichen Hausgeistüberlieferung sind vor allem die Wesenszüge der Lustigkeit und Neckfreude, beflissenen Hilfe und Wohlstandsmehrung sowie Kleinwüchsigkeit und Kretinhaftigkeit sprichwörtlich geworden.
Seit dem 17. Jahrhundert verbreitet ist der redensartliche Vergleich ›Lachen wie ein Kobold‹. Er verweist auf das Gelächter, das die Hausgeister nach gelungenen Streichen und üblen Scherzen an Menschen lauthals ausstoßen sollen.
›He lacht as'n Kobbold‹ war in Mecklenburg eine gebräuchliche Charakterisierung.
Ebenfalls auf die Neckfreude der Hausgeister gehen die beiden regionalen Redensarten ›jemand 'nen Puuks maken‹ (= jemandem einen Streich spielen; Mecklenburg) und ›ein Kerl sein wie der Poppele‹ zur Umschreibung eines neckischen Menschen (der ›Poppele‹ ist ein schwäbischer Hausgeist) zurück.
›Du Kobold‹ war in Pommern ein gegen Schalkhafte gerichtetes Schimpf- oder Scheltwort.
Wenn man in seinem Haus etwas verlegt hatte oder etwas nicht wiederfand, so erklärte man das scherzhaft: ›Dat hett de Puuks haalt‹ (das hat der Hausgeist geholt; cf. Wossidlo, Mecklenburgische Sagen, 2. 1939, Nr. 819).
Mit ›Du hest woll'nen Puuks in'n Liw‹ (den Kobold im Leib haben) oder ›Du hast woll'ne Brummfleeg in dinen stäl‹ (den Kobold im Harkenstiel haben) kommentierten mecklenburgische Tagelöhner ungewöhnliche Arbeitsleistungen oder übereifriges Arbeiten ihrer Kollegen (cf. Wossidlo, Mecklenburgische Sagen, 2. 1939, Nr. 819 und Nr. 837). Den Kobold im Leib haben bedeutet auch: immens viel essen können.
Pejorativ akzentuiert ist die Redensweise ›Den'n bringt de Puuks watt – dee hett'n Puuks‹ (cf. Wossidlo, Mecklenburgische Sagen, 2. 1939, Nr.819); unredlich erworbener Reichtum wird hier unterstellt. Die Vorstellung vom Güter zutragenden, diebischen Kobold ist dem slawischen Hausdrachenglauben entlehnt und diabolisiert worden; verbreitet war sie vor allem im protestantischen Nord- und Ostdeutschland.
Auffallend kleine Menschen wurden früher als Kobolde paraphrasiert: ›Dat is so n lütten Puuks‹ oder ›Dat is so'n lütten Kobold‹ (cf. Wossidlo, Mecklenburgische Sagen, 2. 1939, Nr. 819).
Wenn ein Kind auffallend kleine Fußtapfen hinterließ, so kommentierte man dies im Vogtland sprichwörtlich mit ›Du bist ja ein Heugütel‹ (›Heugütel‹ war dort der Gattungsname für Hausgeister).
›Hi glüüret üs en Puk‹ (er schaut wie ein Puk/Kobold; cf. Müllenhoff, Schleswig-Holstein, N. 1921, Anmerkung 499) war auf Sylt eine anspielend-verhüllende Redensart gegenüber neugierigen Menschen. Nach Auffassung der Sylter habe der Hausgeist (Niß Puk) sehr große Augen, die sinnbildlich für dessen beobachtende Omnipräsenz stehen.
Mit dem Ausklingen der Hausgeisttradition verschwanden auch die Verwendungsmöglichkeiten der o.a. sprichwörtlichen Redensarten und Redewendungen. Die fehlenden Referenzbedingungen lassen diese mehr und mehr unverständlich werden und verhindern so eine lebendige Tradition und Kontinuierung dieser sprichwörtlichen Redeformeln. So kann die Aussage des bei Wander verzeichneten sprichwörtlichen ›Einer ist des andern Kobold und Katermann‹ nur vermutet werden.
Im heutigen Sprachgebrauch werden mit ›Hausgeist‹ Hausangestellte und mit ›Heinzelmännchen‹ (oder variiert: ›Heinzelmädchen‹) Privatsekretärinnen paraphrasiert.
• L. WEISER-AALL: Artikel ›Kobold‹ in: Handbuch des Aberglaubens V, Spalte 2947; R. KNOPF: Der feurige Hausdrache (Diss. Berlin 1936); A. Johansons: Der Schirmherr des Hofes (Stockholm 1964); E. LINDIG: Hausgeister. Die Vorstellungen übernaturlicher Schützer und Helfer in der deutschen Sagenüberlieferung (Artes Populares 14) (Frankfurt/Bern/Las Vegas 1987).
Seit dem 17. Jahrhundert verbreitet ist der redensartliche Vergleich ›Lachen wie ein Kobold‹. Er verweist auf das Gelächter, das die Hausgeister nach gelungenen Streichen und üblen Scherzen an Menschen lauthals ausstoßen sollen.
›He lacht as'n Kobbold‹ war in Mecklenburg eine gebräuchliche Charakterisierung.
Ebenfalls auf die Neckfreude der Hausgeister gehen die beiden regionalen Redensarten ›jemand 'nen Puuks maken‹ (= jemandem einen Streich spielen; Mecklenburg) und ›ein Kerl sein wie der Poppele‹ zur Umschreibung eines neckischen Menschen (der ›Poppele‹ ist ein schwäbischer Hausgeist) zurück.
›Du Kobold‹ war in Pommern ein gegen Schalkhafte gerichtetes Schimpf- oder Scheltwort.
Wenn man in seinem Haus etwas verlegt hatte oder etwas nicht wiederfand, so erklärte man das scherzhaft: ›Dat hett de Puuks haalt‹ (das hat der Hausgeist geholt; cf. Wossidlo, Mecklenburgische Sagen, 2. 1939, Nr. 819).
Mit ›Du hest woll'nen Puuks in'n Liw‹ (den Kobold im Leib haben) oder ›Du hast woll'ne Brummfleeg in dinen stäl‹ (den Kobold im Harkenstiel haben) kommentierten mecklenburgische Tagelöhner ungewöhnliche Arbeitsleistungen oder übereifriges Arbeiten ihrer Kollegen (cf. Wossidlo, Mecklenburgische Sagen, 2. 1939, Nr. 819 und Nr. 837). Den Kobold im Leib haben bedeutet auch: immens viel essen können.
Pejorativ akzentuiert ist die Redensweise ›Den'n bringt de Puuks watt – dee hett'n Puuks‹ (cf. Wossidlo, Mecklenburgische Sagen, 2. 1939, Nr.819); unredlich erworbener Reichtum wird hier unterstellt. Die Vorstellung vom Güter zutragenden, diebischen Kobold ist dem slawischen Hausdrachenglauben entlehnt und diabolisiert worden; verbreitet war sie vor allem im protestantischen Nord- und Ostdeutschland.
Auffallend kleine Menschen wurden früher als Kobolde paraphrasiert: ›Dat is so n lütten Puuks‹ oder ›Dat is so'n lütten Kobold‹ (cf. Wossidlo, Mecklenburgische Sagen, 2. 1939, Nr. 819).
Wenn ein Kind auffallend kleine Fußtapfen hinterließ, so kommentierte man dies im Vogtland sprichwörtlich mit ›Du bist ja ein Heugütel‹ (›Heugütel‹ war dort der Gattungsname für Hausgeister).
›Hi glüüret üs en Puk‹ (er schaut wie ein Puk/Kobold; cf. Müllenhoff, Schleswig-Holstein, N. 1921, Anmerkung 499) war auf Sylt eine anspielend-verhüllende Redensart gegenüber neugierigen Menschen. Nach Auffassung der Sylter habe der Hausgeist (Niß Puk) sehr große Augen, die sinnbildlich für dessen beobachtende Omnipräsenz stehen.
Mit dem Ausklingen der Hausgeisttradition verschwanden auch die Verwendungsmöglichkeiten der o.a. sprichwörtlichen Redensarten und Redewendungen. Die fehlenden Referenzbedingungen lassen diese mehr und mehr unverständlich werden und verhindern so eine lebendige Tradition und Kontinuierung dieser sprichwörtlichen Redeformeln. So kann die Aussage des bei Wander verzeichneten sprichwörtlichen ›Einer ist des andern Kobold und Katermann‹ nur vermutet werden.
Im heutigen Sprachgebrauch werden mit ›Hausgeist‹ Hausangestellte und mit ›Heinzelmännchen‹ (oder variiert: ›Heinzelmädchen‹) Privatsekretärinnen paraphrasiert.
• L. WEISER-AALL: Artikel ›Kobold‹ in: Handbuch des Aberglaubens V, Spalte 2947; R. KNOPF: Der feurige Hausdrache (Diss. Berlin 1936); A. Johansons: Der Schirmherr des Hofes (Stockholm 1964); E. LINDIG: Hausgeister. Die Vorstellungen übernaturlicher Schützer und Helfer in der deutschen Sagenüberlieferung (Artes Populares 14) (Frankfurt/Bern/Las Vegas 1987).