Redensarten Lexikon
Knopf
Knöpfe auf (vor) den Augen (statt der Augen) haben: nicht genau hinsehen, nicht gut beobachten, so als ob die Augen zugeknöpft wären, womit sich auch die Aufforderung ›Knöpf deine Augen auf!‹, paß besser auf, erklärt. Vielleicht ist auch an die Knopfaugen der Stofftiere für Kinder zu denken, die nicht funktionsfähig sind. Die Redensart ist auch mundartlich verbreitet,    z.B. heißt es rheinisch ›De hätt Knöpp op de Oge‹. Ähnlich Knöpfe in den Ohren haben: etwas nicht hören (wollen); vgl. französisch ›avoir les portugaises ensablées‹ (umgangssprachlich). (Wörtlich: Ihm sind die portugiesischen Austern [= Ohren] voll Sand.)
   Knöpfe im Kopf haben: durchtrieben sein, Grütze.
   Sich (einem) einen Knopf in (an) die Nase machen: ein Erinnerungszeichen machen, damit man etwas Wichtiges nicht vergißt. Vgl. die Wendung ›Sich einen Knoten ins Taschentuch machen‹, Knoten.
   Knöpfe haben: viel Geld besitzen, vermögend sein. Die Knöpfe sind ihrer ähnlichen Form wegen zur umgangssprachlichen Bezeichnung für Münzen geworden. Vielleicht stammt der Vergleich aber auch von den Silbermünzen, die früher von Wohlhabenden als Knöpfe an der Kleidung (Tracht) getragen wurden.
   Etwas für einen Knopf und einen Klicker abgeben: etwas für einen geringen Gegenwert, für nichts abgeben, ist mundartlich in Rheinhessen bezeugt (vgl. ›Für einen Apfel und ein Ei‹), Apfel. Den letzten Knopf springen lassen: den letzten Pfennig ausgeben. Der Knopf steht oft auch für das Nichtige, Wertlose, daher: Keinen (Hosen-)knopf wert sein: gar nichts wert sein, bedeutungslos sein.
   Ähnlich auch: Keinen Knopf (nicht einmal einen Knopf) erhalten haben: nichts, rein gar nichts, keinen Pfennig. Die Wendung bezieht sich auf die früheren Opfergänge bei Kommunionen und Totenmessen, bei denen Geld gespendet wurde und nicht selten auch Hosen- oder Wamsknöpfe in den Opferstock gelangten. Wenn gar nichts drin war, hieß es dann: ›nicht einmal ein Knopf‹. Später wurde die Redensart auf andere Dinge übertragen und stellvertretend für nichts und gar nichts gebraucht – ähnlich wie die Wendung ›Keinen roten Heller‹, Heller.
   ›Jemandem Geld abknöpfen‹: ihm Geld abnehmen. Er läßt sich die Knöpfe vom Rocke herunter stehlen: er ist ein gutmütiger Kerl, der alles mit sich machen läßt. Er vertut den letzten Knopf: er macht sich arm. Er hat Knöpfe ohne Ösen gemacht: er hat Falschmünzerei getrieben.
   Den Knopf auf dem Beutel haben: die eigene oder auch die fremde Kasse beherrschen, die Mittel besitzen, um sich zu sichern. Ähnlich Einem den Knopf auf den Beutel halten: ihn am leichtsinnigen Geldausgeben hindern.
   Eins hinter die Knöppe gießen: einen hinter die Binde gießen, trinken.
   Sich etwas an den Knöpfen abzählen: eine Entscheidung, die Bestätigung durch ein Orakel gewinnen. Dieser Brauch hat auch im modernen Schlager seinen Niederschlag gefunden:

   Ich zähl' mir's an den Knöpfen ab.
   Ja – nein, ja – nein, ja.
   Ob ich bei dir Chancen hab'...

Umgangssprachlich steht Knopf oft für ›Mensch‹, ›Kerl‹, z.B. ›ein ulkiger (gediegener etc.) Knopp‹. Die obersächsische Beteuerungs- und Verwunderungsformel ›Weeß Kneppchen‹ ist aber wohl eine Entstellung aus ›(Das) weiß Göttchen!‹ Unter Knopf versteht man meistens den kleinen, dicken Kerl, den heranwachsenden Buben. So bedeutet die schwäbische Redensart ›Der Knopf geht auf‹ der Kleine wächst, wobei Knopf auch anstelle von Knospe stehen kann. Dies ist der Fall bei der schweizerischen Wendung ›Er hat der Chnopf uf tho‹, er fängt plötzlich an zu wachsen, eigentlich die Knospe entfaltet sich.
   So heißt es auch von einem jungen Mädchen, das sich gut entwickelt hat, Der Knopf ist ihm gesprungen (Badisches Wörterbuch III, 190) oder wenn es noch unreif ist: Noch nicht alle Knöpfe dran haben. Die oberösterreichische Redensart ›Der Knopf is iem afgange‹ bedeutet dagegen: es ist ihm klargeworden, er beginnt zu begreifen.
   ›Es gibt Knöpfle‹ bedeutet dagegen im Schwäbischen: es gibt handgemachte Spätzle zu essen.
   ›Jemandem einen Knopf an den Backen nähen wollen‹ (Kölnisch mundartlich) (meist gebraucht in der abwehrenden Form ›du willst mir wohl einen Knopf ...?‹): jemanden anlügen, für dumm verkaufen wollen.
   ›De söcht en Knoop un findt en Daler‹ heißt es niederdeutsch von einem Glückspilz.

• P. BECK: Zu der Entstehung der Redensart: ›Keinen Knopf‹, in: Euphorion 7 (1900), S. 585-586; E. BRABANDERE: ›Koben knopt zijn knopen‹, in: Biekorf 21 (1910), S. 95; G. JUNGBAUER: Artikel ›Knopf‹, in: Handbuch des Aberglaubens V, Spalte 14-16; Münzen in Brauch und Aberglauben, hg. von Germanischen Nationalmuseum Nürnberg (Mainz 1982), S. 222.
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