Redensarten Lexikon
Kleid
Etwas aufs Kleid gekriegt haben: einen Tadel, auch Prügel bekommen haben. Das ist ihm nicht in den Kleidern (hängen, stecken) geblieben: das hat ihn innerlich stark mitgenommen, tief getroffen; man vergleiche dazu die sinnverwandte Redensart ›Das geht unter die Haut‹ ⇨ Haut. Niederdeutsch sagt man ›Dat is'm net in de Kleer besitten bleven‹, außerdem: ›Dat kumt mi nich an min kollen (= kalten) Kleer‹, das berührt mich nicht, geht mir nicht nahe, geht mich nichts an. Die Redensart ist seit dem 18. Jahrhundert mundartlich bezeugt. Aus den Kleidern fallen: abgemagert, heruntergekommen sein, ist eine groteske Vorstellung, daß nämlich dem Abgemagerten die Kleider so weit geworden sind, daß sie ihm keinen Halt mehr geben. Entsprechend Sich tüchtig in die Kleider tun müssen: reichlich essen müssen. Der Abgemagerte soll so viel essen, bis ihm die Kleider wieder passen.
Sein Kleid ist mit Hasenfell gefüttert: er ist sehr ängstlich und vorsichtig, furchtsam oder gar feige, ⇨ Hase.
Seine Kleider lernen Hebräisch: sie sind in der Leihanstalt, ursprünglich sie sind beim Juden verpfändet worden. Die Wendung brauchte man auch literarisch, z.B. ist sie im ›Theatrum Diabolorum‹
(404a) bezeugt.
›Kleider machen Leute‹. Scherzhafte Variante: ›Kleider machen Leute und Lumpen machen Läus'‹.
Das Sprichwort begegnet auch in literarischen Texten, z.B.: bei Gottfried Keller und Robert Walser, die es als Titel verwendeten. Aber auch im volkstümlichen Erzählgut hat es seinen Niederschlag gefunden, so auch in der Erzählung von einem Gelehrten (Aarne-Thompson 1558), der in seinem Alltagsgewand über den Markt geht und feststellt, daß ihn keiner grüßt. Erst als er im Festornat erscheint, zieht jeder den Hut. Wütend geht er heim, zieht sich aus, tritt auf die Kleider und fragt: »Bistu dann der Doctor, oder bin ich er?«
• G. JUNGBAUER: Artikel ›Kleid‹, in: Handbuch des Aberglaubens IV, Spalte 1458-1512; A. FINK: Artikel ›Kleid, Kleidung‹, in: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte II. Spalte 860- 864; H. GERNDT: Kleidung als Indikator kultureller Prozesse, in: Schweizer Archiv für Volkskunde 70 (1974),S. 81-92; G. BOTH: Kleidungsforschung, in: R.W. Brednich (Hrsg.): Grundriß der Volkskunde (Berlin 1988), S. 153-169; P. REINACHER: Die Sprache der Kleider im literarischen Text (Bern u.a. 1988); H.J. UTHER: Artikel ›Kleid‹, in Enzyklopädie des Märchens VII (in Vorbereitung).
Etwas aufs Kleid gekriegt haben: einen Tadel, auch Prügel bekommen haben. Das ist ihm nicht in den Kleidern (hängen, stecken) geblieben: das hat ihn innerlich stark mitgenommen, tief getroffen; man vergleiche dazu die sinnverwandte Redensart ›Das geht unter die Haut‹ ⇨ Haut. Niederdeutsch sagt man ›Dat is'm net in de Kleer besitten bleven‹, außerdem: ›Dat kumt mi nich an min kollen (= kalten) Kleer‹, das berührt mich nicht, geht mir nicht nahe, geht mich nichts an. Die Redensart ist seit dem 18. Jahrhundert mundartlich bezeugt. Aus den Kleidern fallen: abgemagert, heruntergekommen sein, ist eine groteske Vorstellung, daß nämlich dem Abgemagerten die Kleider so weit geworden sind, daß sie ihm keinen Halt mehr geben. Entsprechend Sich tüchtig in die Kleider tun müssen: reichlich essen müssen. Der Abgemagerte soll so viel essen, bis ihm die Kleider wieder passen.
Sein Kleid ist mit Hasenfell gefüttert: er ist sehr ängstlich und vorsichtig, furchtsam oder gar feige, ⇨ Hase.
Seine Kleider lernen Hebräisch: sie sind in der Leihanstalt, ursprünglich sie sind beim Juden verpfändet worden. Die Wendung brauchte man auch literarisch, z.B. ist sie im ›Theatrum Diabolorum‹
(404a) bezeugt.
›Kleider machen Leute‹. Scherzhafte Variante: ›Kleider machen Leute und Lumpen machen Läus'‹.
Das Sprichwort begegnet auch in literarischen Texten, z.B.: bei Gottfried Keller und Robert Walser, die es als Titel verwendeten. Aber auch im volkstümlichen Erzählgut hat es seinen Niederschlag gefunden, so auch in der Erzählung von einem Gelehrten (Aarne-Thompson 1558), der in seinem Alltagsgewand über den Markt geht und feststellt, daß ihn keiner grüßt. Erst als er im Festornat erscheint, zieht jeder den Hut. Wütend geht er heim, zieht sich aus, tritt auf die Kleider und fragt: »Bistu dann der Doctor, oder bin ich er?«
• G. JUNGBAUER: Artikel ›Kleid‹, in: Handbuch des Aberglaubens IV, Spalte 1458-1512; A. FINK: Artikel ›Kleid, Kleidung‹, in: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte II. Spalte 860- 864; H. GERNDT: Kleidung als Indikator kultureller Prozesse, in: Schweizer Archiv für Volkskunde 70 (1974),S. 81-92; G. BOTH: Kleidungsforschung, in: R.W. Brednich (Hrsg.): Grundriß der Volkskunde (Berlin 1988), S. 153-169; P. REINACHER: Die Sprache der Kleider im literarischen Text (Bern u.a. 1988); H.J. UTHER: Artikel ›Kleid‹, in Enzyklopädie des Märchens VII (in Vorbereitung).