Redensarten Lexikon
Kippe
Auf der Kippe stehen: in der Schwebe sein, schwankend, unsicher, unentschieden sein, gefährdet sein, kurz vor der Entlassung stehen, sich in einer Krise befinden, nahe vor dem Bankrott stehen, gefährlich erkrankt sein, im Sterben liegen. Die Redensart ist seit der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts bezeugt und geht auf ›Kippe‹ (zu ›kippen‹ = das Übergewicht bekommen) in der Bedeutung Spitze, Kante, Ausschlagspunkt der Waage zurück, d.h. auf den Punkt, an dem etwas aus dem Gleichgewicht kommt. Niederdeutsch heißt Kippe die Wippe. In wörtlichem Sinne begegnet mundartlich, z.B. erzgebirgisch ›dos liegt of der Kepp‹, es kann jeden Augenblick herunterfallen; vgl. französisch ›balancé‹ (schwankend); dieses Verb ist mit dem Substantiv ›balance‹ (Waage) verwandt.    Kippe machen: (bei Handel oder Spiel) gemeinsame Sache machen; besonders in den Mundarten des Südwestens verbreitet, auch in die Umgangssprache eingedrungen, stammt dagegen über das Rotwelsche aus dem neuhebräischen ›kib' oh‹ = Bestimmtes.
   In schweizerischer Mundart heißt es auch: ›er hat d Kippi gemacht‹ für jemanden, der verstorben ist, zeitlich.
   Kippe, frühneuhochdeutsch ›Kipfe‹, ist auch das Endstück der Zigarette; vor allem soldatensprachlich seit dem 1. Weltkrieg. Entsprechend ›Kippen quälen‹, Zigaretten so weit zu Ende rauchen, daß nicht einmal ein kurzes Stück übrigbleibt.

• E. STRÜBIN: Zur deutsch-schweizerischen Umgangssprache, in: Schweizer Archiv für Volkskunde 72 (1976), S. 124.
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