Redensarten Lexikon
Kinderspiel
Das ist kein Kinderspiel: das ist nichts Leichtes, sondern schwere Männerarbeit. Auch oft herabsetzend: Das war ja Kinderspiel: das war ja gar nichts So schon in Wolframs von Eschenbach ›Parzival‹ (557,12f.):
   swaz ie gestreit iwer hant,
   daz was noch gar ein kindes spil.

Und ganz ähnlich ruft der alte Kämpe Ludwig in der ›Kudrun‹ (Str. 858, V. 2):

   ez was gar ein kintspil swes ich ir began:
   nu muoz ich aller êrste mit guoten helden strîten.

Noch drastischer drückt sich Michel Behaim im ›Buch von den Wienern‹ (s. 301, V. 5ff.) aus:

   Mit schüssen, schlegen, stichen groß
   was gar ain überlauter toß (Lärm),
   si spilten mit der tocken (Puppe):
   ain zager wär erschrocken.

Nach der Schlacht bei Lützen 1632 sangen die Soldaten Gustav Adolfs:

   Keine solche Schlacht ist in hundert Jahren geschehn,
   Die vorm Jahr (bei Breitenfeld) ist Kinderspiel
   gewesen.

Joh. Agricola erweitert die Redensart: »Es ist keyn kynderspill, wenn eyn alts weib tanzet ... das ist wol zweyerley torheyt, das die alten thun, was den jungen gebueret, das ist, es ist nichts denn torheyt, vnd spot, vnd luegen«. Auch holsteinisch ist die Redensart in erweiterter Form bezeugt: ›Dat is keen Kinnerspel, wenn Vadder op'n stock ritt (oder: wenn ole Wiewer danst)‹.

• F.M. BÖHME: Deutsches Kinderlied und Kinderspiel (Leipzig 1897).
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