Redensarten Lexikon
Kehraus
Den Kehraus machen: gründlich ausfegen, in redensartlicher Übertragung: Schluß machen, bei den letzten sein, die gehen. Der Kehraus (auch ›Kehrab‹) ist ursprünglich der Schlußtanz bei einem Fest; eigentlich handelt es sich um eine imperativische Bildung: ›Kehr, d.h. feg, den Tanzsaal aus‹ Sächsisch auch ›wir haben ausgekehrt‹, d.h. den letzten Tanz gemacht. J.H. Voss (Idyllen 1,99): »Bald wird der Hochzeitreigen getanzt und der lustige Kehraus unter Geschrei und Jauchzen der lang hinschwärmenden Jugend ...«
Eine ähnliche Bildung ist ⇨ Garaus (ähnlich Hupfauf, Reißaus, Saufaus). Als letzter Tanz ist der Kehraus freilich erst 1734 von dem Schlesier Steinbach verzeichnet: »den Kehraus machen, finem choreis facere«. Häufig findet sich die Wendung bei Abraham a Sancta Clara: »Wenn bereits all sein Glück den Kehraus tanzen will« (›Reim dich‹,257) – »Biß der tobende Wind den Köhraus pfeiffe« (›Gemisch Gemasch‹, 11) – »Laß sie nur zum Tantz gehen, du wirst einen seltzamen Köhraus erleben« (ebd. 31) und an vielen anderen Stellen. Im 16. Jahrhundert bezeichnet Kehraus auch den letzten kräftigen Trunk, der dem Zecher ›den Rest gibt‹. In übertragener Anwendung begegnet die Redensart seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts; so heißt es in einem Volkslied von 1792 (F.W. Ditfurth, Hist. Volkslieder, 1877, S. 87):
Wir woll'n dir's zeigen,
Dir einen Kehraus geigen.
In der Bauernkriegsszene in Goethes ›Götz von Berlichingen‹ (V,1) antwortet Link auf Metzlers Frage: »Wie geht's Euch, Link?« mit den Worten: »Drunter und drüber, siehst du, du kommst zum Kehraus«, d.h. eigentlich zum Schluß des Festes, denn als solches betrachtet Link den Kampf der Bauern gegen den Adel. An das ursprüngliche Auskehren aber hat Arndt gedacht in seinem Lied auf den Feldmarschall Blücher:
Da ist er's gewesen, der Kehraus gemacht,
mit eisernem Besen das Land rein gemacht.
Den allerletzten Kehraus macht der Tod; er wird in den Totentänzen des ausgehenden Mittelalters dargestellt als Tänzer, der den Menschen aus dem Tanzsaal des Lebens hinaustanzt. Deshalb Den Kehraus tanzen auch euphemistisch, z.B. schwäbisch, für sterben. Auf den Totentanz spielt Platen an: »Fiedler Tod, o spiel uns doch den Kehraus«.
Den Kehraus machen: gründlich ausfegen, in redensartlicher Übertragung: Schluß machen, bei den letzten sein, die gehen. Der Kehraus (auch ›Kehrab‹) ist ursprünglich der Schlußtanz bei einem Fest; eigentlich handelt es sich um eine imperativische Bildung: ›Kehr, d.h. feg, den Tanzsaal aus‹ Sächsisch auch ›wir haben ausgekehrt‹, d.h. den letzten Tanz gemacht. J.H. Voss (Idyllen 1,99): »Bald wird der Hochzeitreigen getanzt und der lustige Kehraus unter Geschrei und Jauchzen der lang hinschwärmenden Jugend ...«
Eine ähnliche Bildung ist ⇨ Garaus (ähnlich Hupfauf, Reißaus, Saufaus). Als letzter Tanz ist der Kehraus freilich erst 1734 von dem Schlesier Steinbach verzeichnet: »den Kehraus machen, finem choreis facere«. Häufig findet sich die Wendung bei Abraham a Sancta Clara: »Wenn bereits all sein Glück den Kehraus tanzen will« (›Reim dich‹,257) – »Biß der tobende Wind den Köhraus pfeiffe« (›Gemisch Gemasch‹, 11) – »Laß sie nur zum Tantz gehen, du wirst einen seltzamen Köhraus erleben« (ebd. 31) und an vielen anderen Stellen. Im 16. Jahrhundert bezeichnet Kehraus auch den letzten kräftigen Trunk, der dem Zecher ›den Rest gibt‹. In übertragener Anwendung begegnet die Redensart seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts; so heißt es in einem Volkslied von 1792 (F.W. Ditfurth, Hist. Volkslieder, 1877, S. 87):
Wir woll'n dir's zeigen,
Dir einen Kehraus geigen.
In der Bauernkriegsszene in Goethes ›Götz von Berlichingen‹ (V,1) antwortet Link auf Metzlers Frage: »Wie geht's Euch, Link?« mit den Worten: »Drunter und drüber, siehst du, du kommst zum Kehraus«, d.h. eigentlich zum Schluß des Festes, denn als solches betrachtet Link den Kampf der Bauern gegen den Adel. An das ursprüngliche Auskehren aber hat Arndt gedacht in seinem Lied auf den Feldmarschall Blücher:
Da ist er's gewesen, der Kehraus gemacht,
mit eisernem Besen das Land rein gemacht.
Den allerletzten Kehraus macht der Tod; er wird in den Totentänzen des ausgehenden Mittelalters dargestellt als Tänzer, der den Menschen aus dem Tanzsaal des Lebens hinaustanzt. Deshalb Den Kehraus tanzen auch euphemistisch, z.B. schwäbisch, für sterben. Auf den Totentanz spielt Platen an: »Fiedler Tod, o spiel uns doch den Kehraus«.