Redensarten Lexikon
Kauz
Ein komischer Kauz sein: als merkwürdiger Außenseiter, als harmloser Sonderling gelten, der mitleidig belächelt und geduldet wird. Erst seit dem 15. Jahrhundert wurde in Deutschland die Bezeichnung (stein) kûz(e) für eine bestimmte Eulenart gebräuchlich, die sich von mittelhochdeutschen kûze = Schreihals herleitet. Dieser Nachtvogel, der gern gegen das Licht der Krankenstuben fliegt, wurde im Volksglauben zum Unglücks- und Totenvogel, den man ängstlich meidet. Im 16. Jahrhundert entwickelte sich der Name dieses lichtscheuen und bei Tage unsicheren Vogels zur Schelte für den menschenscheuen Sonderling und diente gleichzeitig zur treffenden Kennzeichnung seines ungewöhnlichen Verhaltens, seiner andersgearteten Beschäftigungen und Liebhabereien. Die Verbindung der Redensart mit dem Adjektiv ›komisch‹ ist heute wohl am gebräuchlichsten, es kann dafür aber auch drollig, kurios, merkwürdig, närrisch, schnurrig, sonderbar, wunderlich u.a. eintreten (vgl. Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm 81).    Die Wendung Ein philosophischer (gelehrter) Kauz sein dient der besonderen Charakterisierung des nachdenklichen Grüblers und weltabgewandten Stubengelehrten.
   Grandville hat in seiner Illustration dabei den Ausdruck ›Kauz‹ ganz wörtlich genommen, und bereits Fischart braucht in seiner ›Geschichtklitterung‹ die Wendung literarisch: »Es wird ein gelehrter Kautz werden, wenn er under die Stossvögel kompt«. Goethe läßt Faust (Szene in Frau Marthens Garten) feststellen: »Es muß auch solche Käuze geben«. Den Kauzen streichen, auch: Ein Kauzenstreicher sein: jemandem schmeicheln, besonders im 15. bis 17. Jahrhundert beliebte Redensarten, die bei Sebastian Brant und Geiler von Kaysersberg bezeugt sind und die wahrscheinlich auf das Verhalten des Voglers zu seinen Jagdvögeln zurückzuführen sind, die er beruhigend streichelt. Der Ruf des Kauzes wird gewöhnlich als ›Komm mit‹, ›Kiwit‹ (zieh mit), ›Gu gu, komm mit zur Ruh!‹, ›Huhuhu, mi grugt‹ (graut), ›Wit, wit, wit, morche kümst aufs Totebritt‹ usw. verstanden. Eule, Uhu.

• O. KELLER: Die antike Tierwelt 2 (1913), S. 39 14; W.-E. PEUCKERT: Artikel ›Kauz‹, in: Handbuch des Aberglaubens IV, Spalte 1188-1197.}

Ein philosophischer Kauz. Grandville: G.W., Bd. 2, S. 987.
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