Redensarten Lexikon
Käse
(Kaum) drei Käse hoch sein: (noch) ganz klein sein, spöttisch vor allem von einem kleinen Gernegroß gesagt, einem (Drei-)Käsehoch; schon 1767 im ›Versuch eines bremisch-niedersächsischen Wörterbuchs‹ (Band 2, S. 762): »Een Junge twe Kese hoog: ein kleiner kurzer Junge«; im niederdeutschen Raum machte man früher auf allen Höfen Käse nach Art der (Holländer) Kugeln oder Wagenräder ... Sie gaben das Maß »drei Käse hoch«. Mit Quark kann man nicht messen. Aber auch ›drei Käse hoch‹ ist noch klein ...; vgl. französisch ›a peine haut comme trois pommes‹ (wörtlich: kaum drei Äpfel hoch), Apfel; ähnlich im Pariser Argot: ›gros comme deux liards (veraltet) de beurre (et ça pense déjà aux femmes)‹. Käse gilt, vor allem auf dem Land, als ein billiges, leicht selbst zuzubereitendes Nahrungsmittel, besonders in Form von Quark, allgemein für Wertlosigkeit, übertragen für Geschwätz, Unsinn, dummes Zeug, Wertloses, Nichtigkeit. So ein Käse!: solch ein Unsinn; Das ist alles Käse: das ist alles unbrauchbar; vgl. englisch: ›That's the Cheese‹; Käse machen: Unsinniges tun; Mach doch nicht solchen Käse!: mach keine lange Rederei; Das geht dich einen Käse an: das geht dich überhaupt nichts an: Erzähle (quatsch) doch keinen solchen Käse: rede keinen solchen Unsinn; Sich über jeden Käse aufregen: sich über jede Kleinigkeit aufregen. Alter Käse: altbekannte Sache; Großer (harte) Käse: großer Unsinn; Das ist mir Käse: das ist mir gleichgültig. Er hat davon keinen Käse gegessen: er weiß nichts von der Angelegenheit; vgl. niederländisch ›hij heeft er keene Kaas van gegeten‹.    Andererseits spielt Käse in verschiedenen Redensarten als Grundnahrungsmittel und Brotbelag eine Rolle: Den Käse ohne Brot essen: sich das Beste nehmen; Sich den Käse (die Butter) nicht vom Brot nehmen lassen: sich zur Wehr setzen, sich nicht alles gefallen lassen; seinen Standpunkt verteidigen. Er hat den Käse zu dick geschnitten: er hat verschwendet, ist mit seinem Vermögen am Ende. Mit Käs und Brot fürlieb nehmen: mit einfacher Bewirtung zufrieden sein; vgl. abspeisen. Zum Käse (recht) kommen: zu spät, weil der Käse erst am Schluß der Mahlzeit gereicht wird. ›Käswochen‹ ist in Kärnten die Bezeichnung für die ›Flitterwochen‹, in Bayern für die ersten Tage eines neuen Dienstes.
   Muß man Käse und Brot auch anbeten? sagte man früher, wenn man sich das Tischgebet ersparen wollte, wo es sich bloß um Butterbrot und Käse handelte. Krümelkäse machen: Ausreden gebrauchen; sächsisch In die Käse fliegen: Schlimmes erleben, Unglück haben; obersächsächsisch: ›Da hammern'n Käse‹, d.h. die schlimme Bescherung. Rheinisch ›sich Kees gewe‹, sich wichtig machen; Flötekies.
   ›Wer hat den Käse zum Bahnhof gerollt?‹: scherzhafte Frage, wenn man einen Schuldigen sucht. Die Wendung stammt aus einem beliebten Schlager.

• A. GITTEE: ›De kaas in de spreekwoorden‹, in: Volkskunde 5 (1892), S. 61 -64; F. ECKSTEIN: Artikel ›Käse‹, in: Handbuch des Aberglaubens IV, Spalte 1029-1066; G. RÄNK: Fran mjölk till ost (Stockholm 1966); DERS.: Zur Kulturgeschichte des Käses im griechisch-römischen Altertum, in: Schweizer Archiv für Volkskunde 68/69 (1972-73), S. 551-556.
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