Redensarten Lexikon
Kartoffel
Rin in die Kartoffeln, raus aus den (die) Kartoffeln: mal soll es so gemacht werden, mal anders, ist ein Ausruf der Verärgerung über Unentschlossenheit, besonders wenn eine bisher gültige Arbeitsanweisung durch eine völlig entgegengesetzte abgelöst wird. Die seit 1881 bezeugte Redensart geht auf militärische Kreise zurück: Im Manöver wurde nicht selten angeordnet, daß eine Truppe in einen Kartoffelacker einrücken sollte, während bald darauf der Befehl kam, daß der Kartoffelacker zur Vermeidung von Flurschäden wieder geräumt werden müsse. Literarisch bei Friedrich Wülfing 1881 (›Fliegende Blätter‹ Nr. 1885), zunächst in der Umgangssprache der Großstädte, berlinisch und kölnisch, später allgemein umgangssprachlich.    Eine Kartoffel im Strumpf haben: ein Loch im Strumpf haben: auch in der Form einer scherzhaften Frage: ›Hast du Kartoffeln gepflanzt?‹ oder: ›Die Kartoffeln sind reif‹, ›Die Kartoffeln blühen‹, ›Die Kartoffel guckt heraus‹; vgl. englisch ›potato-hole‹.
   ›Du grote Kartoffel, wan du man nich barstest‹ sagt man niederdeutsch von Prahlern und Großsprechern.
   Es sind kleine Kartoffeln: kleine Fische.
   ›Die dümmsten Bauern ernten die dicksten (größten) Kartoffeln‹ ist ein spöttisches Sprichwort, das als Feststellung gebraucht wird, in dem aber gleichwohl eine Spur von Verwunderung mitschwingt. Jemanden fallen lassen wie eine heiße Kartoffel: freundschaftliche Beziehungen plötzlich und ohne Skrupel abbrechen.

• R.N. SALAMAN: The History and Social Influence of the Potato (London 1949); H.J. TEUTEBERG und G. WIEGELMANN: Einführung und Nutzung der Kartoffel in Deutschland, in: Unsere tägliche Kost (Münster 1986), S. 93-134.
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